Freitag, 11. Dezember 2009

Cannabis als Medizin wiederentdeckt


Seit Jahrtausenden sind die Wirkstoffe des Hanfs (Cannabis sativa) bekannt. Mit einer Hetzkampagne wurde die Pflanze seit den 1940er Jahren verteufelt. Nun feiert sie ein langsames, aber erfolgreiches Comeback in der Medizin.

Bei der Cultiva-Messe, die vom 27. bis 29. November in Wien über die Bühne geht, werden Neuheiten in der Cannabis-Medizin von Experten der Öffentlichkeit präsentiert.

“Cannabis, das in der Medizin verwendet wird, wird in Glashäusern in Holland kontrolliert angebaut”, so der Allgemeinmediziner Kurt Blaas, Vorstand der Arbeitsgemeinschaft “Cannabis als Medizin“. Der kontrollierte Anbau gewährleistet eine reine Sorte mit den gleichen Gehalten an Inhaltsstoffen. Dies sei für die medizinische Anwendung wichtig.

Zwei Substanzen Dronabinol und Cannabidiol
“Eine Hanfplanze liefert zwischen 40 und 60 verschiedene Cannabinoide. Zwei der Substanzen, Dronabinol und Cannabidiol, werden in der Medizin angewendet”, so Blaas. Das Dronanbinol – auch Delta-9-THC genannt – ist ein aus der Pflanze
gewonnener Wirkstoff, der sich für verschiedene Leiden anwenden lässt. “Die Substanz wirkt muskelrelaxierend, beruhigend, stimmungsaufhellend, appetitanregend, übelkeitshemmend, schmerzstillend, bronchienerweiternd und augeninnendrucksenkend”, erklärt der Arzt.

“Eine Überdosis ist praktisch ausgeschlossen”, so Blaas. Der klassische Einsatz liege ganz sicher in der Schmerztherapie. Aber auch MS-Patienten bringe es eine Erleichterung, da Dronabinol die Tagesmüdigkeit verringert und gegen Depressionen hilft. “Auch in der Geriatrie hat sich Dronabinol aufgrund der relaxierenden Wirkung bewährt und bringt im Vergleich mit chemischen Keulen zum Ruhigstellen deutliche Vorteile.”

Cannabis-Gebrauch muss von Mediziner kontrolliert werden
Für eine Legalisierung von Cannabis tritt Blaas nicht ein, wohl aber für eine Entkriminalisierung. “Wir wollen das natürliche Cannabis für die medizinische Anwendung fördern, denn dadurch ergibt sich eine breitere Behandlungspalette”, erklärt der Mediziner. Es müsse die therapeutische Sicherheit gewährleistet werden. “Dazu gehört der kontrollierte Anbau, um eine kontinuierliche Qualität zu sichern. Zudem muss die medizinische Anwendung auf alle Fälle von qualifizierten Ärzten kontrolliert werden.”

Einen Freibrief zum Kiffen gibt der Mediziner nicht. “Eine physische Abhängigkeit von Cannabis gebe es zwar nicht, eine psychische jedoch schon. “Ein klassischer Joint liefert zwischen 80 und 150 Milligramm Cannabis, die medizinisch wirksame Dosis liegt hingegen zwischen 7,5 und 30 Milligramm”, erklärt Blaas. Zudem liefere ein Joint 20 mal mehr Ammoniak, drei- bis fünfmal mehr Stickstoffmonoxid und Blausäure als eine Zigarette.

Unbegründete Angst vor Panikattacken durch Überdosis
“Man hört immer wieder, dass Cannabis Angstzustände auslösen kann”, meint der Mediziner. Das treffe bei hoher Dosierung auch wirklich zu. “Wir haben allerdings sehr gute Erfolge bei der Behandlung von Depressionen, Panikreaktionen, Angstattacken und auch bei Burn-Out.” Man könne Cannabis in der richtigen Dosierung als idealen Bio-Tranquillizer ohne Nebenwirkung bezeichnen.

“Wir müssen endlich davon loskommen, beim Stichwort Cannabinoide sofort an Rauschgift zu denken”, bringt der Wiener Schmerzmediziner Hans-Georg Kress vor. “Die Substanzen sind wirksame Arzneimittel für kranke Menschen.”

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