Donnerstag, 18. Februar 2010

Ermittlungsverfahren gegen Cannabis-Arzt eingestellt


Rüthen. Im April hatte die Polizei Wohnung und Büroräume des Rüthener Arztes Dr. Franjo Grotenhermen durchsucht. Der Verdacht: Abgabe oder Besitz von Betäubungsmitteln. Seit Jahren kämpft der Mediziner für die Legalisierung von Cannabis als Medizin. Nun wurde das Verfahren eingestellt.

Die Staatsanwaltschaft Hamburg hat das Ermittlungsverfahren gegen den Rüthener Arzt Dr. Franjo Grotenhermen eingestellt. Dies wurde seinem Rechtsanwalt jetzt mitgeteilt.

Grotenhermens Wohnung und Büro waren im vergangenen April von der Polizei durchsucht worden. Der Rüthener Mediziner ist Vorsitzender der bundesweiten Arbeitsgemeinschaft „Cannabis als Medizin” (ACM). Die Mitglieder setzen sich für die Anerkennung und Freigabe von Cannabis als Medikament ein. Die Polizei beschlagnahmte Aktenordner der ACM, fertigten eine Kopie der Festplatte seines Computers an und notierten die Kontodaten der Vereins- und privaten Konten. Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft lautete auf „Handel mit oder Herstellen oder Abgabe/Besitz von einer nicht geringen Menge Betäubungsmittel”.

Hanfapotheke im Internet
Auf Grotenhermen war die Staatsanwaltschaft Hamburg durch andere Ermittlungen gegen die so genannte „Hanfapotheke” im Internet aufmerksam geworden. Der Rüthener unterstützte diese als Beiratsmitglied. Die „Hanfapotheke” brachte - anonym -Patienten und Spender zusammen. Die schwerkranken Patienten hatten den Nachweis zu erbringen, dass ein Bedarf für eine Cannabis-Behandlung bestand. Ärzte prüften diesen Nachweis dann.

Die „Hanfapotheke” ist im Internet inzwischen nicht mehr erreichbar. Grotenhermen vermutet, dass dies im Zusammenhang mit Ausnahmegenehmigungen durch die Bundesopiumstelle in Bonn (die zum Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte gehört) stehen könnte. Diese hatte, nachdem sie zuvor jahrelang Anträge pauschal abgelehnt hatte, im vergangenen Jahr erstmals Anträge zur Nutzung von Cannabis erlaubt. Sie folgte damit einem Urteil des

Krampflösende Wirkung
So durfte eine 51-jährige Patientin, die an Multipler Sklerose leidet, als Erste das krampflösende Cannabis aus der Apotheke beziehen. Inzwischen waren 21 Patienten mit ihrem Antrag in Bonn erfolgreich.

Dort gibt es derzeit 45 offene Anträge. Die generelle Situation, so Grotenhermen, sei aber „dramatisch”. Ihn erreichten jede Woche viele Anrufe von Patienten, die um Hilfe bitten - und die er nicht erfüllen kann. Diese Patienten, vermutet er, würden wohl in den illegalen Markt abgedrängt. Er würde sich wünschen, dass die Hürden zur Genehmigung herabgesetzt und Ärzte über die Nutzung entscheiden dürften. In Frage kommen für Cannabis etwa chronische Schmerzpatienten, Menschen mit MS oder dem Tourette-Syndrom.

Mittwoch, 17. Februar 2010

Hanf gegen Krebs

Bremst die Ausbreitung

Ein Inhaltsstoff der Cannabis-Pflanze hemmt einer Laborstudie der Universität Rostock zufolge die Ausbreitung von Krebs. Wie die Hochschule mitteilte, wiesen die Pharmakologen Robert Ramer und Burkhard Hinz in Zellkulturen nach, dass der Wirkstoff Tetrahydrocannabinol die Auswanderung von Tumorzellen in umliegendes Gewebe bremst. Im Körper können durch diese Auswanderung Tochtergeschwülste (Metastasen) entstehen. Ermöglicht wird die Wanderung durch gewebezersetzende Enzyme, die von den Krebszellen produziert werden. Der Cannabis-Wirkstoff lässt die Zellen einen Hemmstoff gegen diese Enzyme bilden.

Nach Angaben von Hinz, Leiter des Instituts für Toxikologie und Pharmakologie, sind die Arbeiten zur Antikrebswirkung noch in einem frühen, experimentellen Stadium. Die bisherigen Befunde ließen jedoch darauf hoffen, dass Cannabinoide in Zukunft eine zusätzliche Krebstherapie darstellen könnten, die mit weniger Nebenwirkungen als die in der herkömmlichen Chemotherapie verwendeten Medikamente auskomme. Die Resultate sind im "Journal of the National Cancer Institute" veröffentlicht.

Cannabinoide werden schon seit Anfang der 90er Jahre intensiv auf ihre medizinische Wirkung untersucht. Sie werden unter anderem bei der Behandlung von Übelkeit und Erbrechen während einer Chemotherapie gegen Krebs eingesetzt. Tierversuche und Zellkulturexperimente weisen nach Angaben der Hochschule darauf hin, dass Cannabinoide auch in der Lage sind, Krebszellen an der Teilung zu hindern und sogar zu töten und so das Wachstum von Tumoren bremsen können.

Dienstag, 16. Februar 2010

Marihuana bringt Spermien auf Touren

dürfte: Marihuana macht Spermien aktiv. Allerdings wird Marihuana auch mit männlicher Unfruchtbarkeit in Verbindung gebracht.
Die Spermien des Mannes im Hoden sind unbeweglich, erst wenn sie in die Scheide der Frau gelangen, werden sie aktiv. Was die Forschung lange Zeit vor ein Rätsel gestellt hat, hat nun ein Team um Yuriy Kirichok von der University of California in San Francisco herausgefunden.

Des Rätsels Lösung findet sich an der Oberfläche der Spermien. Die Poren des Samens reagieren überaus empfindlich auf den pH-Wert ihrer Umgebung. Nur bei geringem pH-Wert öffnen sich die Poren und aktivieren so die Samenzellen. Da der pH-Wert in der weiblichen Vagina niedriger als im männlichen Hoden ist, kommen die Spermien erst dort in Bewegung.

In weiteren Untersuchungen fanden die amerikanischen Forscher heraus, dass in den Geschlechtsorganen von Mann und Frau eine cannabisähnliche Substanz enthalten ist, das Anandamid. In besonders hoher Konzentration kommt Anandamid in der Nähe der weiblichen Eizelle vor und sorgt für erhöhte Spermienaktivität.

"Marihuana könnte die Funktion des Anandamid nachahmen und die Spermien vorzeitig aktivieren, wenn sie sich noch in den Hoden befinden", stellt Forscher Yuriy Kirichok in Aussicht. Allerdings würden die Spermien dann auch wieder direkt im Hoden absterben.

"All diese Prozesse sind für die Befruchtung einer Eizelle von großer Bedeutung", sagt Kirichok. "Da wir nun das Molekül kennen, dass für diese Prozesse verantwortlich ist, könnte man es durch bestimmte Wirkstoffe sowohl hemmen als auch aktivieren."

Diese Erkenntnis gibt der Forschung nicht nur die Möglichkeit neue Verhütungsmethoden für den Mann zu entwickeln sondern auch die männliche Unfruchtbarkeit zu behandeln.

Montag, 15. Februar 2010

Steigert Cannabis die Gehirnleistung?


In bisherigen Blogbeiträgen habe ich mich immer sehr kritisch über Drogen zur Kreativitätssteigerung geäußert. Das soll in diesem Beitrag nicht anders sein. Im Neuen Deutschland erschien heute allerdings ein bemerkenswerter Artikel über den Zusammenhang von Cannabis und der Gehirnleistung:

Ein Forschungsteam an der Ohio State University um den Psychologen Gary Wenk fand heraus: THC wirke auf das Gehirn entzündungshemmend und rege das Wachstum von Nervenzellen an, was die Gedächtnisleistung befördere.
Die Forscher stellten ihre Entdeckung bei einem Treffen der Society for Neuroscience in Washington vor:

»Wenn wir jung sind, produziert unser Gehirn viele Neuronen, und das Gedächtnis funktioniert gut. Wir brauchen diese Zellen, um auf alte Erinnerungen zurückgreifen zu können und neue zu bilden. Wir haben herausgefunden, dass der THC-artige Stoff das Zellwachstum im Hirn positiv beeinflussen kann.«

Dienstag, 9. Februar 2010

Cannabis im Arzneischränkchen


Drei Unterfranken haben die Erlaubnis für den Gebrauch von Hanf als Medizin bekommen


„Medizinal-Cannabis-Blüten“steht auf dem Döschen, der Inhalt ist aus den Niederlanden importiert. Vor genau einem Jahr haben erstmals in Deutschland Apotheken Marihuana als Medikament ausgegeben. Die Bundesopiumstelle hatte sieben Patienten, denen andere Medikamente nicht halfen, eine Ausnahmegenehmigung erteilt. Nach aufwändigen Genehmigungsverfahren durften sie ab Februar das schmerzlindernde Kraut legal bei ihrem Apotheker beziehen. Inzwischen sind es 21 Patienten, die mit ihrem Antrag in Bonn bei der Bundesopiumstelle erfolgreich waren. Drei von ihnen kommen aus Unterfranken.

Ein 45-jähriger Würzburger konnte kurz vor Weihnachten zum ersten Mal ein Döschen Blüten in seiner Apotheke holen. Ein Verkehrsunfall vor acht Jahren hatte den gelernten Maschinenbauer zum Invaliden gemacht. „Von oben bis unten“ war er damals von den Ärzten „zusammengeschraubt worden“. Gegen die Rückenschmerzen, die seitdem nicht mehr aufhören, bekam der Würzburger die üblichen Schulmedizin-Mittel verschrieben. Doch die Nebenwirkungen waren zu stark, zu den Schmerzen kamen Magenprobleme.

Vor sechs Jahren setzte der Würzburger die Medikamente ab und begann sich selbst zu therapieren. Mit Cannabis-Kraut. Statt Schmerzmittel und Schlaftabletten zu schlucken nimmt er abends, kurz vor dem Zubettgehen, den Verdampfer und inhaliert die Hanfblüten. „Das löst die Verspannungen in den Beinen, hilft beim Einschlafen und ich kann morgens relativ schmerzfrei aufstehen.“

Fünf Gramm Cannabis-Blüten enthält eine Dose, 72 Euro zahlt der Würzburger dafür. Seine Hausärztin half beim Genehmigungsverfahren und bestätigte die positive Wirkung des Cannabis, das sonst als Droge verrufen ist. „Hanf sollte in der Apotheke neben den anderen Schmerzmitteln stehen und bei medizinischen Indikationen zumindest eine Option sein“, sagt der 45-Jährige, der sich im Selbsthilfenetzwerk Cannabis Medizin engagiert und gegen Vorurteile ankämpft: „Es ist ein Drama, was durch Unkenntnis aus dieser Pflanze mit ihrem Potenzial gemacht wird.“

Auch wenn er sein Kraut jetzt nicht mehr illegal inhaliert, ist das Gefühl etwas Unerlaubtes, Kriminelles zu tun, nicht ganz verschwunden: „Die Angst, diffamiert und denunziert zu werden, ist nach wie vor da“, sagt der Würzburger, der seinen Namen deshalb lieber nicht in der Zeitung lesen möchte.

Der synthetisch hergestellte, teure Cannabis-Wirkstoff Dronabinol, den Ärzte seit zwölf Jahren verschreiben dürfen, habe „nichts gebracht, nicht geholfen“, sagt der Würzburger Schmerzpatient. Deshalb der Antrag für die Blüten. „Dronabinol enthält nur den Hauptwirkstoff, natürliches Cannabis über 60 verschiedene Cannabinoide“, sagt der Bad Kissinger Clemens Frank. Der querschnittsgelähmte Rollstuhlfahrer und Krebspatient hatte selbst einige Zeit lang Dronabinol eingenommen – bis die Krankenkasse nicht mehr zahlte.

Joint gegen Spastiken

Nach Jahren der selbstverordneten Therapie mit dem verbotenen Kraut bekam Frank im vergangenen Sommer als erster Antragsteller aus Unterfranken die Erlaubnis zum schmerzstillenden Joint gegen seine Schmerzen und Spastiken. 20 Gramm Blüten sind ihm pro Monat genehmigt. „Ein enormer Gewinn an Lebensqualität“, sagt der 43-Jährige. Er komme mit einem einem Tütchen am Tag aus. „Bei schlechtem Wetter müssen es auch zwei oder drei sein.“

45 offene Anträge in Sachen Cannabis-Erlaubnis liegen derzeit bei der Bundesopiumstelle vor. Multiple Sklerose, Tourette-Syndrom und chronische Schmerzen oder Schmerzen bei Krebserkrankungen sind die häufigsten Gründe für eine Genehmigung, sagt Dr. Ansgar Schulte vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, zu dem die Bundesopiumstelle gehört. Bei Krebspatienten kann Cannabis Übelkeit und Appetitlosigkeit lindern. Eine Erfahrung, die auch Clemens Frank machte: „Mit Cannabis hatte ich während der Chemo bedeutend bessere Erfolge gegen die Übelkeit als mit den herkömmlichen Chemiekeulen.“

Gleich wogegen das Kraut helfen soll – in jedem einzelnen Fall müssen die Ärzte bestätigen, dass alle anderen Therapien ausgeschöpft sind. Die erste Genehmigung für Cannabis auf Rezept hatte die Bundesopiumstelle übrigens im Sommer 2007 ausgestellt. Jahrelang hatte die Behörde Anträge pauschal abgewiesen – weil Sondergenehmigungen nur für wissenschaftliche oder „im öffentlichen Interesse liegende“ Zwecke erteilt würden.

Extrakt genehmigt

Auch die Gesundheit von Einzelnen sei ein öffentliches Interesse, entschied dann das Bundesverwaltungsgericht – und verordnete Einzelfallprüfungen. Eine 51-jährige Multiple-Sklerose-Patientin war schließlich die Erste, die das krampflösende Cannabis als Extrakt aus der Apotheke beziehen durfte. Inzwischen sind es bundesweit 17 Patienten, die Cannabis-Extrakt als Medizin verwenden dürfen, heißt es bei der Bundesopiumstelle.

Samstag, 6. Februar 2010

Cannabisblüten legal


Einer unserer Leser, Alois Hanfstengl*, hat es nach einem beschwerlichen Weg geschafft, die Papiere zum legalen Hanferwerb von der Bundesopiumstelle zugestellt zu bekommen, nach dem ihm seine langjährige Hausärztin die Empfehlung dafür ausgeschrieben hatte.
Diese ist maßgeblich dafür verantwortlich, da ein Beleg des Scheiterns anderer Heilungsmethoden Voraussetzung für die Erlaubnis auf medizinalen Hanf ist und das Einverständnis des Arztes den Patienten weiterhin während der Therapie zu begleiten ebenso verpflichtend ist.
Vor dem ersten Einkauf in einer Apotheke mit betäubungsmittelrechtlicher Erlaubnis warten aber erst einige offizielle Papiere der Bundesopiumstelle darauf gewissenhaft gelesen zu werden. Denn nun liegt die Verantwortung über eine eigentlich illegale Substanz bei dem Patienten.
Daher will der Staat auch genau wissen wie, warum und mit was man zur Tat schreitet und worauf man grundsätzlich zu achten hat, damit Bürger ohne diese Lizenz weitestgehend geschützt bleiben. So muss jegliche Änderung im Umgang mit der Substanz sowie Veränderungen, die den Wohnort betreffen, dem betreuenden Arzt und ähnliches sofort an die Bundesopiumstelle weitergeleitet werden.
Die Aufbewahrung der Cannabisblüten ist dazu Hauptverantwortung des Nutzers. Es muss garantiert sein, dass niemand Zugang zu dem Pflanzenmaterial gewährt bekommt. Eine schnelle Entwendung muss wesentlich erschwert sein. Im Falle von Restbeständen müssen diese bei der Apotheke zur Vernichtungszwecken abgeliefert werden. Über die genauen Mengen und Einnahmezeiten wird die Bundesopiumstelle informiert, ebenso über die zur Vernichtung wieder zurückgebrachten.
Kein Milligramm geht verloren, ohne dass die Bundesopiumstelle informiert wäre. Halbjährlich muss man diese mit seinem Therapiemuster versorgen. Zu diesem Zweck existiert ein extra angefertigtes Betäubungsmittel-Meldungsformular, welches die erhighternden Eintragungen erleichtern soll. Zu- und Abgänge, Anfangs- und Ist-Bestand der Medizinal-Cannabisblüten sind je für einen Halbjahreszeitraum zu verzeichnen. Bei dem Verbrauch wird sogar netterweise der „Schwund“, der stattfinde Wägeverlust, mit einbezogen, so dass ein bisschen Feuchtigkeit im grünen Heilmittel nicht negativ ins Gewicht fällt - im wahrsten Sinne des Wortes.
75 Euronen lässt sich der Staat jedoch für die offizielle Amtshandlung auf Erlaubnis des Antrags nach Selbsttherapie mit Medizinal-Cannabisblüten bezahlen. Dieses ist jedoch die kleinste Hürde im Kampf um natürlich hilfreiche Medizin.

*Name von der Redaktion geändert

Freitag, 5. Februar 2010

Wie Marihuana Spermien auf Trab bringt

Solange sie im Hoden sind, schlummern sie still vor sich hin. Im Einsatz aber sind Spermien äußerst aktiv. Jetzt haben Forscher den lange gesuchten Schalter entdeckt - und herausgefunden, dass auch Marihuana ihn betätigen kann. Das hat allerdings nicht nur Vorteile.
Menschliche Spermien: Alkalische Umgebung lässt sie aktiv werden

Die Spermien des Mannes haben Forscher lange vor ein Rätsel gestellt: Warum verharren sie im Hoden unbeweglich, werden aber äußerst aktiv, sobald sie in eine Scheide gelangen? US-Wissenschaftler haben jetzt eine Antwort parat: Sie haben den molekularen Schalter entdeckt, der Spermien aus ihrem Ruhezustand weckt und ihren Schwanz in Bewegung setzt.

Bereits seit längerer Zeit ist bekannt, dass Spermien eine alkalische Umgebung - also einen hohen pH-Wert - brauchen, um in Bewegung zu kommen. In den männlichen Hoden herrscht jedoch bei einem pH-Wert von 6,0 ein saures Milieu, so dass die Spermien dort vollkommen inaktiv sind. Der pH-Wert in der Scheide liegt dagegen bei 7,4 und damit im alkalischen Bereich.

Ein Team um Yuriy Kirichok von der University of California in San Francisco hat jetzt Poren auf der Oberfläche der Spermiengeißeln entdeckt, die sich in einer alkalischen Umgebung öffnen. Dadurch strömen positiv geladene Protonen nach außen, so dass die Spermien selbst alkalisch werden, schreiben die Forscher in der Fachzeitschrift "Cell" ( doi: 10.1016/j.cell.2009.12.053). "Man kann die Spermienzellen mit Ballons vergleichen, die mit Protonen vollgepumpt sind", erklärt Kirichok. "Durch äußere Reize öffnen sich die Poren in der Oberfläche des Ballons, die sogenannten Hv1-Kanäle, so dass extrem viele Protonen ausfließen." Dies stößt eine Kaskade biochemischer Reaktionen an: Die Spermien reifen, werden beweglich und bereiten sich darauf vor, eine Eizelle zu befruchten.

Mit biophysikalischen und biochemischen Methoden konnten Kirichok und sein Team erstmals zeigen, dass die Schwänze der Spermien mit sehr vielen Hv1-Kanälen bedeckt sind. Weiterhin maßen die Forscher erstmals den Protonenfluss durch die Zellmembran der Spermien und gingen den Faktoren auf den Grund, die dieses Ausströmen in Gang setzen.

Mariuhana lässt Spermien schon im Hoden aktiv werden - und absterben
Dabei konnten die Wissenschaftler eine Reihe weiterer Rätsel lösen. So wusste man bisher, dass Zink und Marihuana die Beweglichkeit der Spermien und die Fruchtbarkeit herabsetzen - die Gründe dafür waren aber unbekannt. Die größte Konzentration von Zink beim Menschen findet sich in den männlichen Geschlechtsorganen. In der weiblichen Scheide ist wesentlich weniger davon vorhanden. Die neuen Ergebnisse zeigen nun, dass Zink die Hv1-Kanäle hemmt und damit in den Hoden zur Ruhigstellung der Spermien beiträgt. In der Vagina bleibt dieser Effekt dagegen aus.

Zu Marihuana lieferte die Forschung bisher widersprüchliche Ergebnisse: Einerseits wird es mit männlicher Unfruchtbarkeit in Verbindung gebracht, andererseits ließ sich bei Marihuana-Konsum eine vermehrte Spermienaktivität beobachten. Allerdings findet sich auch in den männlichen und weiblichen Geschlechtsorganen eine Cannabis-ähnliche Substanz, das Anandamid. Dabei handelt es sich um ein sogenanntes Endocannabinoid, das vom Körper selbst produziert wird und an die gleichen Rezeptoren wie Marihuana andockt.

Anandamid scheint in besonders hoher Konzentration in der Nähe der weiblichen Eizelle vorzukommen - und öffnet ebenfalls die Hv1-Kanäle. "Marihuana könnte die Funktion des Anandamid nachahmen und die Spermien vorzeitig aktivieren, wenn sie sich noch in den Hoden befinden", meint Kirichok. Da Spermien nur ein paar Stunden lang aktiv sind, führe Marihuana somit zu ihrem vorzeitigen Absterben.

"All diese Prozesse sind für die Befruchtung einer Eizelle von großer Bedeutung", erklärt Kirichok. "Da wir nun das Molekül kennen, dass für diese Prozesse verantwortlich ist, könnte man es durch bestimmte Wirkstoffe sowohl hemmen als auch aktivieren." Auf diese Weise könnten neue Verhütungsmethoden für den Mann entstehen und auch neue Methoden für die Behandlung männlicher Unfruchtbarkeit entstehen.