Mittwoch, 10. November 2010

Teilerfolg für Cannabis-Arzt


Jean Colombera setzt sich für die Nutzung von Hanf in der Medizin ein (Foto: Fabrizio Pizzolante)
Cannabishaltige Medikamente, für die eine Genehmigung für das Inverkehrbringen („autorisation de mise sur le marché“) in einem anderen Land vorliegt, können auch in Luxemburg von Ärzten verschrieben und dementsprechend genutzt werden.

Dies geht aus der Antwort von Gesundheitsminister Mars Di Bartolomeo auf einen Brief des Abgeordneten Dr. Jean Colombera (ADR) hervor. Er bewerte die Antwort als ersten Erfolg in seinem Kampf für den Cannabis, erklärte er am Dienstag anlässlich einer Pressekonferenz.

Colombera hatte in einem Brief vom 25. Oktober 2010 den Minister um Erlaubnis gebeten, einigen von seinen Patienten Cannabis haltige Medikamente verschreiben zu dürfen. Insbesonders handelte es sich dabei um drei Medikamente (Bedrocan, Bediol und Bedrobinol), welche in den Niederlanden erhältlich sind.

Verschreiben verboten!

Da diese Arzneimittel aber in den Niederlanden nicht frei verkäuflich seien, sondern einem speziellen Reglement unterliegen, dürfen diese nicht in Luxemburg verschrieben werden. Da es Colombera jedoch um mehr als nur die Nutzung von cannabishaltigen Medikamenten geht, stellte er am Dienstag eine Petition vor, in der die Regierung aufgefordert wird, „das Verschreibungsverbot von Cannabis aufzuheben, und dessen therapeutische Anwendung zu ermöglichen.“ Das Verbot basiere auf einem Gesetz aus dem Jahre 1973, seitdem hätten sich jedoch eine ganze Menge neuer Erkenntnisse ergeben. Untersuchungen haben ergeben, dass Cannabis nicht nur Schmerzen lindere und verschiedenen Krankheiten heilen könne, sondern auch präventive Eigenschaften habe. Die Pflanze sei außerdem von größerem therapeutischem Nutzen, als synthetisch hergestellte Cannabinoide.

Um die medizinischen Vorteile der Pflanze und die damit zusammenhängenden Forschungergebnisse zu erläutern, hatte die kürzlich gegründete „Union francophone pour les cannabinoïdes en médecine“ (UFCM) den kalifornischen Arzt William Courtney eingeladen, der eigenen Angaben nach schon fünf tausend Patienten mit Cannabis behandelt hat.

Medizinisch wertvoll

Das Problem mit der Pflanze sei, dass es in der breiten Öffentlichkeit als Rauschmittel verschrien ist. Es sei aber vor allem die Substanz THC, welche psychoaktiv ist. Eine andere Substanz, Cannabidiol (CBD), sei dagegen schwach psychoaktiv. Sie besitze eine Vielzahl von wohltuenden, therapeutischen Effekten. Eine rezente Studie, die vom CRP-Santé in vitro (lat: „im Reagenzglas“) durchgeführt wurde, habe gezeigt, dass CBD sogar Hirntumorzellen unschädlich machen könne.
In Luxemburg wollen die beiden Ärzte nun ein Kompetenzzentrum für Cannabismedizin gründen, weil Luxemburg, so der Arzt aus Kalifornien, eine jahrelange Erfahrung im Anbau mit Hanf habe.

Die Pharmaindustrie sei lediglich an der synthetischen Herstellung von einzelnen Inhaltsstoffen interessiert, sofern diese legal seien. Patienten, die jedoch auf große Mengen angewiesen seien, könnten sich diese Produkte oft nicht leisten. Deshalb wäre ein breiter Anbau von natürlichem Cannabis ideal, da man den größten Nutzen aus der Pflanze ziehe, wenn man sie integral, quasi als Gemüse verzehre.