Dienstag, 24. November 2009

Innsbruck: Hanf: Neuer Wirkmechanismus von Inhaltstoffen für die Behandlung entzündlicher Erkrankungen gefunden


Die ForscherInnen der Sektion für Biologische Chemie des Biozentrums Innsbruck haben in Zellkulturen die Wirkung von Cannabinoiden, das sind Inhaltsstoffe von Cannabis (Hanf), untersucht. Dabei analysierten und verglichen sie THC (delta-9-Tetrahydrocannabinol) und CBD (Cannabidiol). THC ist der aus Blüten von Cannabispflanzen isolierbare Wirkstoff, der aus rechtlichen Gründen mit aufwendigen Verfahren aus THC-armem Nutzhanf gewonnen werden muss. Die entzündungshemmende Wirkung von THC ist bereits bekannt, THC ist außerdem schmerzlindernd, hemmt Übelkeit und Erbrechen und wirkt stimmungsaufhellend. Als Betäubungsmittel ist es verschreibungspflichtig und wird vor allem bei AIDS, COPD und Krebserkrankungen verabreicht. Daneben reduziert THC muskuläre Krämpfe bei Multipler Sklerose sowie bei Querschnittslähmungen und zeigt Wirkung bei akuter Migräne. Unerwünschte Wirkungen von THC reichen von Benommenheit, Euphorie bis zu Gedächtnisstörung, Koordinationsstörungen und Lethargie. Bei entsprechender Anfälligkeit kann es auch zu Angst- und Panikreaktionen kommen. Diese psychoaktiven Eigenschaften schränken die therapeutische Anwendung von THC ein und rückten das die Psyche nicht beeinträchtigende CBD in den Mittelpunkt des Interesses der internationalen Pharmaforschung.

Lebensqualität der PatientInnen verbessern
Die Ergebnisse der Innsbrucker ForscherInnen belegen, dass THC und CBD unter anderem das Tryptophan abbauende Enzym Indolamin-2,3-dioxygenase (IDO) in stimulierten Immunzellen hemmen. Tryptophan ist eine Aminosäure, die nur über die Nahrung aufgenommen werden kann und die im Körper unter anderem als Vorläufer für verschiedene Botenstoffe dient. Die Hemmung des immunologisch induzierten Tryptophanabbaus durch Cannabinoide deutet auf einen neuen Aspekt deren neurologischer Wirkung hin: Durch eine erhöhte Verfügbarkeit von Tryptophan bei PatientInnen unter Therapie mit THC oder CBD könnte die Serotoninbildung und damit das serotonerge System profitieren. Die Wirkung von CBD ist um das zwei- bis vierfache stärker als bei THC. Dieser Befund steht in engem Zusammenhang mit der beobachteten Hemmung der T-Zell Aktivierbarkeit und damit der antientzündlichen Kapazität dieser Wirkstoffe. „Die Hemmung des Tryptophanabbaus durch Cannabinoide könnte daher bei Patienten mit verschiedensten chronischen Immunpathologien und assoziierten neuropsychiatrischen Symptomen die Lebensqualität verbessern“, ist Forscher Dietmar Fuchs überzeugt.

Anwendungsmöglichkeit erweitert
„Unsere vielversprechenden Ergebnisse könnten die therapeutischen Anwendungsmöglichkeit von Cannabinoiden deutlich erweitern“, sagt Fuchs. „Deren Einsatz könnte bei verschiedensten Erkrankungen erwogen werden, die mit einer chronisch aktivierten Immunreaktion verbunden sind, so zum Beispiel bei Infektionskrankheiten, Sepsis, Autoimmunitätsyndromen und bösartigen Tumorerkrankungen, aber auch bei neurodegenerativen Erkrankungen.“ Bei diesen Krankheiten korreliert der gesteigerte Tryptophanabbau in der Regel mit dem Ausmaß und der Aktivität der Erkrankung sowie mit der Lebensqualität der Patienten. Der von Marcel Jenny im Team von Dietmar Fuchs und seinen MitarbeiterInnen entdeckte neue Wirkungsmechanismus für Inhaltstoffe von Cannabis wurde kürzlich im Journal of Neuroimmunology publiziert.

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