Sonntag, 29. November 2009
Hanfmesse Die Allmacht einer Pflanze
Drei Tage lang steht die Eventpyramide Vösendorf im Zeichen des Hanfblatts. Denn bereits zum zweiten Mal geht hier die Hanfmesse über die Bühne. Ist das denn auch legal?
Dafür, dass der Hanfpflanze eine beruhigende Wirkung nachgesagt wird, sind die wartenden Besucher vor der Pyramide ganz schön ungeduldig. Denn eine Viertelstunde nach der offiziellen Eröffnung ist der Eingang noch immer verschlossen. Schließlich gehen dann doch die Türen auf. Die Hanfmesse "Cultiva" ist eröffnet.
Voller Tatendrang bringen die Standler noch ihre Bereiche auf Vordermann. Schließlich soll heute alles glänzen. Vor allem die Rauchutensilien. Und von denen stehen hier ja genug herum. Doch blickt man um die nächste Ecke, könnte man meinen, man hat sich auf eine Landwirtschaftsmesse verirrt. Vom Düngemittel, über Mini-Gewächshäuser bis hin zum optimalen Lichtsystem gibt es hier alles, was man braucht, um eine einzige Pflanzenart wachsen zu lassen.
Hanfschokolade und Hanfbier
„Die Pflanze ist’s wert“, sagt Messe-Organisator Harry Schubert. „Sie hat ein großes Spektrum an Einsatzmöglichkeiten". Tatsächlich ist Hanf ein Allround-Gewächs. „Die Pflanze ist sehr genügsam“, erklärt Wolfgang Reiter, der mit seinem Kollegen Robert Preissler Kostproben von Hanfschokolade, Hanfbier und geschälten Hanfsamen anbietet. Es gibt auch Pullover, Taschen und sogar Matratzen aus Hanf. „Es ist eine allmächtige Pflanze“, scherzt Preissler.
Jeder weiß es, keiner sagt es
Der Großteil der Besucher und der Standler widmet sich anderen Eigenschaften der Hanfpflanze, ohne sie jemals beim Namen zu nennen. „Wir haben hier alles, was es gibt. Und es geht auch alles gleich gut weg“, erzählt Daniel vom „Bushplanet“-Stand etwas kryptisch. Hier gibt es Bongs, Pfeifen, Papers und Samen in jeder erdenklichen Ausführung. Das Geschäft läuft gut, von Wirtschaftskrise hier also keine Spur. „Genuss wird es immer geben“, sagt Standler Tamim Gardizi. Selbst sein Haustier ist davon überzeugt. „Mein Kanarienvogel frisst auch Hanfsamen“, scherzt er.
Keine Drogendealer
Von einer dunklen, kriminellen Unterwelt ist die Messe weit entfernt. „Es gibt keine illegalen Objekte, Substanzen oder Handlungen auf dieser Messe“, betont Schubert. „Das würde genau dem schaden, was mein Vorhaben ist. Nämlich so vielen Menschen wie möglich die Hanfpflanze näher zu bringen und nicht hier einen engen Drogenkreis zu fördern.“ Das bestätigt der wienweb.at-Riechtest. Auffällige Wölkchen gibt es keine. Im draußen gelegenen Raucherzelt riecht es auch nur nach Tabak und Kaffee.
Funkelnde Augen
Die Besucher marschieren stattdessen mit funkelnden Augen an den Ständen vorbei, lassen sich als Hobbybauern beraten und sammeln Werbegeschenke. „Ich schaue mal, ob ich irgendwas Schönes zum Anziehen finde“, sagt Dominik mit einem Grinsen im Gesicht. Dann fügt er hinzu: „Oder auch etwas anderes.“ Nicole Köhn vom Deutschen Hanfverband ist begeistert. „Es ist alles sehr offen. Es ist wie Weihnachten“. In Deutschland wäre eine Messe dieser Art niemals denkbar, meint sie.
Österreich liberaler als andere
Schubert schätzt Österreich als eher liberal ein, was Hanf betrifft. „Wir haben Gesetze, die eindeutig regeln, dass der Konsum, der Erwerb und der Besitz verboten sind“, erklärt er. Anders als in vielen anderen europäischen Ländern gebe es Grenzmengen, medizinischen Hanf und kommerziellen Anbau. „Das ist ein großer Fortschritt und bewirkt einen humanen Umgang mit Hanf.“
„Hanf macht glücklich“
Legal oder illegal, die Hanfpflanze zieht an. Denn über alle drei Tage erwarten Veranstalter und Standler ein volles Haus. Die Leute freuen sich, ganz gleich ob sie mit sonderbaren Utensilien oder einer netten Umhängetasche nach Hause gehen. Besucher Matthias ist sich in einer Sache nämlich ganz sicher: „Hanf macht glücklich“.
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