Donnerstag, 29. Oktober 2009

Hanf - Cannabis sativa - Die Geschichte

Vorchristliche Überlieferungen und Funde von Hanf

8000-7000 v.Chr. Beginn der Hanfverarbeitung zu Webstoff.


5500 v.Chr. Bei Eisenberg in Thüringen wird Hanf angebaut.

4500 v.Chr. Am Gelben Fluss wird mit Netzen aus Hanffasern gefischt.

4000 v.Chr. In China wird Cannabis zu Kleiderstoffen und Seilen verarbeitet (die ältesten Faserfunde datieren aus dieser Zeit).

3000 v.Chr. In Turkestan werden Hanffasern verarbeitet.

2737 v.Chr. Der chinesische Kaiser Shen Nung erwähnt in seiner pharmakologischen Abhandlung Cannabis als Heilmittel für Gicht, Malaria, Rheuma, Verstopfung und viele andere Unpässlichkeiten.

Die Heilmittelgewinnung erfolgt aus Blüten, Blättern und Wurzeln; die Stängel werden zur Herstellung von Textilien, Seilen und Papier verwendet, die Samen als Nahrungsmittel und Öllieferant.

2000 v.Chr. Wandernde Volksstämme bringen Cannabis nach Indien, wo es im Verlauf der nächsten 1000 Jahre zusehends mehr als heilige Droge und Meditationshilfe verehrt wird.

Auch in Taiwan und in Ägypten gibt es Hinweise auf Hanf-Kulturen.

1700 v.Chr. Die Ägypter ritzen Hanfbeschreibungen in Tempelwände.

Die Assyrer erwähnen Hanf erstmals in ihren Schriften, sie nennen ihn "Qunnu-Bum" (würzige Rohrpflanze), aus dem die Lateiner später Cannabum, dann Cannabis kreieren.

1400 v.Chr. In der indischen Atharva Veda wird Cannabisgebrauch zu rituellen Handlungen erwähnt; die Pflanze gilt als heilig.

1200 v.Chr. Hanf wird in einer chinesischen Abhandlung beschrieben (Erh-ya).

1000 v.Chr. In den indischen Susruta-Texten wird Cannabis als Medizin und als euphorische Droge erwähnt.

960 v.Chr. König Salomon bestellt in Phönizien einen großen Posten Hanfseile für den Tempelbau.

800 v.Chr. Phryger hinterlassen in ihren Grabhügeln Stoffe aus Hanffasern (In der Nähe von Ankara).

Die reisefreudigen Skythen sorgen für eine weite Verbreitung des Hanf.

650 v.Chr. Beschreibung von Cannabis auf den Keilschrift-Tafeln in der königlichen Bibliothek des assyrischen Königs Assurbbanipal.

550 v.Chr. Ein taoistischer Priester beschreibt die Bedeutung des Hanf als Halluzinogen im chinesischen Schamanismus.

500 v.Chr. Hanfsamen als Grabbeigaben bei den Germanen und Kelten.

In China werden Regierungssteuern mit Hanfstängeln bezahlt.

424 v.Chr. Der Grieche Herodot schreibt über die Sitte der Skythen, Cannabis-Rauch in einem Schwitzzelt zu inhalieren.

400 v.Chr. Beginn des Hanfanbaus in Norwegen.

300 v.Chr. Wegen wachsender Bedeutung der Schifffahrt werden immer mehr Hanf-Seile benötigt. Europäische Hauptanbaugebiete sind Gallien und Sizilien.

100 v.Chr. In China wird Papier aus Hanf hergestellt.

                         Hanf nach Christi Geburt bis zum 20. Jahrhundert

20 n.Chr. Hinweis in den Tung-kuan Archiven, dass während Hungersnot wilder Hanf gegessen wurde.


70 n.Chr. Neros Leibarzt Dioscorides macht Aufzeichnungen über die Anwendung von Hanfprodukten, von der Faser bis zur Droge.

Vereinzelte Berichte aus Griechenland über die berauschende Wirkung

100 n.Chr. Plinius erwähnt Cannabis als Heilmittel für Ohrenschmerzen und als Futterzusatz für Vieh, das unter Verstopfung leidet

150 n.Chr. Schweden beginnt mit dem Hanf-Anbau

175 n.Chr. Der griechische Arzt Galen empfiehlt Cannabis als Mittel gegen unliebsames Furzen. Außerdem dokumentiert er, dass es mancherorts Sitte sei, geladenen Gästen Hanf (als Droge) anzubieten; es rufe "Ausgelassenheit und Vergnügen" hervor

220 n.Chr. Der chinesische Arzt Hua-t'o beschreibt seine erfolgreiche Anwendung einer Mischung aus Wein und Cannabis-Harz als Anästhetikum bei chirurgischen Eingriffen

280 n.Chr. Diokletian erlässt im römischen Reich eine Höchstpreisverordnung für Drogen: währenddem ein Pfund Opium 150 Denare kosten darf, ist dieselbe Menge Hanfharz (Haschisch) für maximal 80 Denare zu haben

400 n.Chr. Deutschland und England beginnen mit dem Hanf-Anbau

500 n.Chr. von Indien her breitet sich Cannabisanbau und -Gebrauch bis in die arabischen Länder aus.

512 Im "Anicia Juliana" Kodex des Dioscorides findet sich die erste botanische Zeichnung einer Hanfpflanze

565 Die Merowinger Königin Adelgunde wird in Paris in einem Gewand aus Hanftextil bestattet

750 In zwei deutschen Rezepten taucht Hanf (Hanov-samo) auf

798 Karl der Grosse macht Hanfanbau in all seinen Ländern zur Pflicht

900 Cannabis wird in den arabischen Ländern und im Mittelmeerraum als Rauschmittel verwendet

1090 Hassan I Sabbah züchtet sich in Persien eine "Terroristen"-Gruppe. Ursprung der Assassinen-Legende

800-1200 Der Hanfanbau erreicht in England seinen Höhepunkt

1200 In Zentralafrika entdecken die Einwohner die berauschende Wirkung des Hanf-Rauchs

Ismaeliten bringen Hanf nach Ägypten

Die Inquisition verbietet im 12. Jahrhundert in Spanien und im 13ten Jahrhundert in Frankreich die Einnahme von Cannabis und anderen Pflanzendrogen. Einzig der Alkoholrausch bleibt legal. Wer aus welchen Gründen auch immer die Hanfdroge konsumiert, gilt fortan als "Hexer"

1250 Beginn des Hanfanbaus in Island

1320 Erster bekannter Gebrauch von Wasserpfeifen

1378 Erster grosser Repressionsangriff auf Kiffer: Emir Soudon Sheikhouni lässt sämtliche Hanfpflanzen zerstören; den Haschern werden sämtliche Zähne ausgerissen, bevor sie eingekerkert werden.

1430 Johanna von Orléans (Jeanne d'Arc) wird von einem geistlichen Gericht beschuldigt, verschiedene "Hexenkräuter", darunter auch Hanf angewendet und daraufhin Stimmen gehört zu zu haben.

1484 Papst Innozenz VIII verkündet, dass Hanf ein unheiliges Sakrament der Satansmesse sei.

1500 Europäische Expeditionen nach Afrika schwärmen von der Drogenwirkung des Hanf. In Europa genießt der Hanf großes Ansehen; hochdosierte Berauschungen sind ein wichtiger Teil der Heilkunst

1505 Babur der Grosse, später indischer Grossmogul, beschreibt seinen Gebrauch von Hanf- und Opiumtinktur

1530-1545 Spanier führen in der Neuen Welt den Hanfanbau ein.

1533 Heinrich der VIII befiehlt Englands Bauern Hanf- und/oder Flachsanbau Zu dieser Zeit werden praktisch sämtliche Textilien aus Hanf-Leinen gefertigt, sämtliche Seile und sogar die Sehnen der gefürchteten Langbogen sind aus Hanf gefertigt.

um 1540 F: Francois Rabelais beschreibt ausführlich botanische und psychoaktive Eigenschaften von Cannabis (er nennt das Kraut "Pantagruelion").

1542 Basel: Leonard Fuchs zeichnet ein Exemplar von Cannabis sativa für sein Kräuterbuch "De Historia Stirpum", in dem er die Pflanze und deren Anwendungsspektrum ausführlich beschreibt

1549 Brasilien: Die Portugiesischen Besetzer erlauben ihren Sklaven, zwischen dem Zuckerrohr auch Hanfpflanzen anzusetzen, weil das der sklavischen Arbeit zum Wohl des Herrn förderlich sei.

1550 Der spanische Vizekönig Antonio de Mendoza verbietet "den übermässigen Gebrauch von Hanf" durch die afrikanischen Sklaven

1606 Der Apotheker Hébert pflanzt in Kanada Hanf an

1611 Jamestown: Siedler pflanzen erstmals auf amerikanischem Boden Hanf zur Gewinnung von Garnen und Seilen an

1619 Virginia: Das erste Marihuana-Gesetz Amerikas tritt in Kraft: "Den englischen, wie auch indischen Hanf betreffend, fordern wir alle Haushalte unserer Kolonie auf, die solcherart Samen vorrätig haben, diese in der nächsten Saison auszusäen." (Beschluss der Vollversammlung von Virginia)

1629 New England: Hanf wird eingeführt und mausert sich schnell zum Hauptrohstoff der lokalen Bekleidungsindustrie

1631 Hanf gilt in weiten Teilen Nordamerikas als gesetzliches Zahlungsmittel und kann sogar zum Bezahlen der Steuern verwendet werden (dies gilt bis ins frühe 19. Jahrhundert).

1632 Pilgerväter pflanzen Hanf

1637 Gerichtliche Anordnung in Hartford, Connecticut: "Jede Familie innerhalb dieser Kolonie soll sich einen Löffel voll Hanfsamen beschaffen und noch in diesem Jahr aussäen"

ca. 1690 Der Wiener Hans-Ulrich Megerle ("Abraham a Santa Clara") predigt gegen die "Bauern, so sich mit Hamf vollstopfen wie der Türck mit Opium"

16./17.Jhdt Mit der Einführung von Tabak und Kaffee, später auch durch das Aufkommen der Branntweindestillation verliert Cannabis als Droge an Bedeutung. Als Lieferant für Seile, Textilien und Öl bleibt Hanf jedoch unverzichtbar

22. Februar 1732 * George Washington, Hanfbauer und Präsident

13. April 1743 * Thomas Jefferson, amerikan. Präsident und Hanfzüchter

1753 Der Botaniker Linnaeus klassifiziert Cannabis sativa

1763 Der große Hanfverbrauch führt mancherorts zu einer Verknappung des vielseitig eingesetzten Rohstoffes. In der Kolonie Virginia werden sogar Strafen gegen jene verhängt, die keinen Hanf anbauen (bis 1767).

7. August 1765 Tagebucheintrag George Washington: "Habe begonnen, die männlichen von den weiblichen Hanfpflanzen zu trennen ... fast schon zu spät"

um 1770 Schwerer Schlag für die Hanfindustrie wegen des Anbruchs des Dampfzeitalters. Hanfseile für das Takelwerk der Schiffe sind nun nicht mehr so gefragt.

1775 Beginn der Hanf-Industrie in Kentucky

16. März 1791 Thomas Jefferson verfasst eine Schrift gegen Tabak und für Hanf

1794 Die Erfindung der Baumwoll-Egreniermaschine versetzt der Hanfindustrie einen neuen Schlag

1798 Napoleon befiehlt seinen Soldaten während des Ägypten-Feldzuges: "Der Genuss des starken Schnapses, den einige Moslems unter Verwendung eines Krautes namens Haschisch herstellen, sowie das Rauchen der Blütenstände der Hanfpflanze, sind in ganz Ägypten verboten."

19.Jhdt. In der Schweiz hat praktisch jeder Bauernhof seinen Hanfplätz, Cannabis wird nicht nur als Tabakersatz und Faserlieferant, sondern auch auch medizinisches Hausmittelchen geschätzt und angepriesen: Harnleiden, Hühneraugen, Entzündungen, Augenleiden, Husten, Geschwülste, Brandwunden, Verbrühungen usw.

Mit der Einführung des Walöls erhält Hanföl als Lampenöl Konkurrenz

1800 Zu Beginn des 19.Jhdt. ist das Hanfrauchen in Europa weit verbreitet; der Tabak gilt noch als teure, exklusive Rauchware. Das Volk raucht "Kraut" (vorwiegend Hanf) oder "Orient", bzw. "starken Tobak" (Hanf/Tabak-Mischungen). Die Rauchsprüche aus dieser Zeit lesen sich entsprechend: "Rauch nit zuviel Orient, weil Dich sonst der Schädel brennt" "Misch nicht Orient und Bier, sonst werden Deine Träume wirr" (Inschriften auf Tabakdöschen anfangs 19. Jahrhundert)

Wegen stetiger Verbreitung des Tabaks verliert Hanf im Verlauf des 19. Jahrhunderts als Pfeifeninhalt allmählich an Bedeutung und wird zum "Arme-Leute-Kraut" degradiert (Hanf/Tabak-Mischungen werden noch bis 1925 verkauft). Anders in Bohèmekreisen und in der Oberschicht, wo Cannabis in Form von Haschisch als Vergnügungsdroge einen wahren Boom erlebt (die Schilderungen der Haschisch-Erlebnisse aus der französischen Schickeria lassen allerdings oft die Mitanwesenheit von Opium vermuten)

8. Oktober 1800 Ägypten: General Menon verbietet das Rauchen, Essen, Trinken und importieren von Cannabis

18. Jänner 1801 Ägypten: das nicht ganz 3 Monate alte Gesetz wird mangels Durchsetzbarkeit wieder aufgehoben

26. Februar 1802 * Victor Hugo, Schriftsteller, Dichte, Dramatiker, Haschraucher

12. Februar 1809 * Abraham Lincoln, Hobby-Hanf-Pflanzer und Präsident

31. August 1811 * Théophile Gautier, Gründer des Pariser "Club des Haschischins", Schriftsteller und überzeugter Cannabisliebhaber

1816 In der Villa Diodati bei Genf findet eine bemerkenswerte Literatenparty statt: Der Cannabis- und Opiumliebhaber Lord Byron, sein Leibarzt William Polidoris und die Dichter Percy und Mary Shelley erleben ein Nacht voller surrealer Begebenheiten und mystischer Halluzinationen (die Überlieferung, auf der u.a. der Film "Gothic" basiert, schweigt sich über Art und Menge der verwendeten Drogen aus, dass aber welche im Spiel waren, wird nicht bezweifelt). Percy Shelley erlebt in dieser Nacht die massivsten Halluzinationen und seine Frau Mary ersinnt ihre berühmteste Romanfigur: "Frankenstein".

1821 Tscheppe untersucht als erster die Chemie des Cannabis

09. April 1821 * Charles Baudelaire, franz. Schriftsteller und Haschisch-Esser.

11. Jänner 1825 * Bayard Taylor, Schriftsteller und Haschischverehrer

11. September 1836 * Fitz Hugh Ludlow, Schriftsteller und Cannabis-Pionier, der den Entspannungsaspekt des Bekifftseins propagierte, erblickt das Licht der Welt



1837-1901 Während der Herrschaft von Königin Viktoria gewinnt in der englischen Welt die medizinische Anwendung von Hanf ungemein an Bedeutung, es handelt sich um Viktorias Lieblingsmedikament (Monatsbeschwerden, Migräne)

1839 Cannabis wird durch den Chemieprofessor William O'Shaugnessy in der westlichen Welt als Medizin eingeführt (die "Volksmedizin" kannte das Kraut allerdings schon längst)

1840 Der Arzt Louis Aubert-Roche veröffentlicht im Anschluss an ausgedehnte Reisen durch Nordafrika ein Buch über die Bedeutung des Haschisch bei der Behandlung von Pest und Typhus

Der französische Arzt Jacques Joseph Moreau will Haschisch zur Behandlung psychisch gestörter Patienten einsetzen. Kommentar nach einem Selbstversuch: "In der Tat, es ruft ein Glücksgefühl hervor..."

Die "Ganjah Wallah Hasheesh Candy Company" stellt ein Ahornsirup-Haschisch-Konfekt her, das bald zu den beliebtesten Süßigkeiten Amerikas zählt und über 40 Jahre lang überall im Land verkauft wird

1842 In den USA wird ein besonders konzentrierter Cannabisextrakt entwickelt und avanciert für die nächsten 50 Jahre zum zweithaüfigst eingenommenen allgemeinmedizinischen Medikament. Vom Säugling bis zum Greis verwenden alle gegen die verschiedensten Bresten Extrakte, Tinkturen und Elexiere aus Cannabis. (In der restlichen Welt gehören Cannabis-Extrakte seit über 3000 Jahre zu den häufigst eingesetzten Medikamenten)

Die "Enzyklopädie der Volksmedizin" (CH) bezeichnet Hanfextrakt als "bekanntes, oft missbrauchtes Stimulans"

18. März 1842 * Stéphane Mallarmé, franz. Schriftsteller und Haschischfreund

1844 Théophile Gautier gründet im gediegenen (wenn auch leicht heruntergekomenen) Hotel Pimodan seinen "Club des Haschischins", in dem Cannabis geraucht und in Form eines Konfekts (Dawamesc) serviert.

Zu den Stammgästen gehört speziell die Literatenszene; v.a. Honore Balzac, Charles Baudelaire, Alexandre Dumas und Victor Hugo. Speziell Baudelaire und Gautier veröffentlichen in den folgenden Monaten und Jahren mehrere Texte zu den Erfahrungen im Pimodan, wobei allerdings zu bedenken ist, dass der Opiumesser Baudelaire in seiner literarischen Freiheit oftmals darauf verzichtet, zwischen den konsumierten Drogen zu unterscheiden. So gibt es mehrere Texte, in denen er Opiumwirkungen dem Haschisch zuschreibt.

Dr. Jacques Joseph Moreau gilt als wissenschaftlicher Begleiter und hat ein breites Tummelfeld für seine Studien gefunden.

1845 Dumas veröffentlicht "Der Graf von Monte Christo" und gibt darin enthusiastische Schilderungen der aphrosiasischen Wirkung von Cannabis

Ein anderer französischer Künstler, Honoré Daumier (1808-1879), lithographiert in diesem Jahr das bekannte Bild "Les Fumeurs de Hadchids" ("Die Haschischraucher").

01. Februar 1846 In der "Revue des deux mondes" erscheint Théophile Gautiers Artikel "Le Club des Haschischins"

1850 In den USA werden 8327 Hanfplantagen (Mindestgrösse 80 ha) gezählt, auf denen vor allem farbige Sklaven arbeiten

1854 Bayard Taylor veröffentlicht als erster Amerikaner einen persönlichen Erfahrungsbericht zum Haschischgebrauch

In den Rohstofflisten der Pharma-Firma Merck (Darmstadt), welche v.a. durch Morphium- und Kokainpräparate bekannt wurde, taucht erstmals der Rohstoff Cannabis auf. Cannabistinkturen stellte die Firma allerdings schon seit den 20er-Jahren her.

1855 USA: Eine Flasche Cannabis-Tinktur kostet in den Apotheken 6 Ct.

1856 Fitz Hugh Ludlow publiziert einen Artikel zum Haschisch-Essen in einem Magazin. Ein Jahr später kommt sein Buch "the Hashesh Eater" heraus und wird zum ersten Dope-Klassiker Amerikas.

30. September 1858 F: In der Revue contemporaire erscheint Baudelaires "Vom künstlichen Ideal - Der Haschisch".

nach 1859 Lampenöl auf Hanfbasis wird vermehrt durch Petroleum und Kerosin ersetzt

1792-1865 Hanf wird zum Haupterzeugnis Kentuckys; 1860 werden über 40'000 Tonnen produziert

1860-1880 In den Städten Amerikas entstehen an nobelsten Adressen immer mehr "Haschhöhlen" und Clubs, wo in gediegener Atmosphäre an Wasserpfeifen genuckelt wird.

1864 Wilhelm Busch macht sich in seiner Bildergeschichte "Krischan mit der Piepe" über den höchst halluzinogenen Rausch eines Jungen, der an Papas Haschischpfeife nuckelt, lustig

1865 Charles Ludwige Dodgson publiziert unter dem Pseudonym Lewis Carroll den literarischen Trip "Alice im Wunderland" (Dodgson trank 42 Jahre seines Lebens täglich 3.5 dl 12%ige Cannabistinktur; geraucht hat er das Dope - gemäß seiner Biographie - nur zweimal).

Die kleine Heldin der Geschichte durchwandert Welten mit seltsamen Wesen und erlebt die erstaunlichsten Veränderungen der Sinneswahrnehmung nach dem Trinken einer ominösen Flüssigkeit (aus dem berühmten "Trink-mich"-Fläschchen) oder dem Essen eines Kekses..

"Die Raupe sass mit verschränkten Armen da und rauchte genüsslich eine Wasserpfeife, als ginge sie alles um sie herum gar nichts an."

Ungeachtet der nicht gerade halluzinogengebrauchspräventiven Handlung wurde "Alice im Wunderland" zu einem der beliebtesten Kinderbücher der letzten 100 Jahre...

1868 Ägypten untersagt den Cannabiskonsum, nachdem die Hanfbauern entlang des Nils mehrfach Revolten gegen die Steuerzahlungen angezettelt hatten

1870/71 Anlässlich des Deutsch/Französischen Krieges wird das preußisch-deutsche Heer zum Großkunden der Firma Merck. Gefragt sind vor allem Morphium- und Cannabis-Präparate.

1876 Die beliebteste Attraktion an der Hundertjahrfeier Amerikas in Philadelphia ist ein türkischer Haschisch-Rauchsalon. Den Gästen wird versprochen, dass sie nach einem Besuch die Ausstellung "mit gesteigerter Freude" erleben könnten. In den folgenden Jahren werden in allen größeren Städten der USA solche Rauchsalons eröffnet (bis 1920 sind es etwa 1000).

30. Februar 1877 * Alice B. Toklas, Expertin für Hasch-Cookies

04. Oktober 1877 * Pancho Villa, mexikanischer Revolutionär und Grass-Liebhaber ('La Cucaracha')

um 1880 Mexikanische Bauern beginnen mit dem Hanfanbau

ab 1883 In schweizerischen Tageszeitungen finden sich Inserate für die Cannabis-Zubereitung "Haschisch". Als "bestes Mittel gegen Hühneraugen" (Hasch- und Haschöl-gegen-Hühneraugen-Inserate und Plakate gehören bis in die 30er des 20.ten Jahrhunderts zum helvetischen Alltag; bis 1937 bestehen praktisch alle auf dem Weltmarkt erhältlichen Hühneraugenpflaster, Muskelpackungen und Rheumasalben aus Haschischzubereitungen)

In Deutschland rührt die Firma Merck kräftig die Werbetrommel, z.B.: "Die Wirkung von Cannabis tannicum ist narkotisch und zwar beruhigend und schlaferregend, wobei keinerlei üble Nebenwirkungen auftreten, die man beim Gebrauch von Opiaten und Morphium häufig beobachtet."

Außerdem wird auf die "schönen Erfolge", die ein Dr. Karrer "bei Beruhigung aufgeregter Geisteskranker erzielt hat", verwiesen..

Anlässlich der "Internationalen Ausstellung Chemischer Präparate" in Amsterdam betont Emanuel August Merck voller Stolz, dass es Spezialität seiner Firma sei, Mittel aus indischem Hanf herzustellen und diese in die Medizin einzuführen.

Bis 1883 wurden 75-90% der weltweit produzierten Papiers aus Hanffasern hergestellt

1885 Gemäß Frachtpapieren werden im Hamburger Hafen monatlich 3.5 Tonnen Ganja (indisches Haschisch), 300 Tonnen Charas (Haschisch) und 12 Tonnen Bhang umgesetzt (Das BKA schätzt den deutschen Jahres-Verbrauch 107 Jahre später auf 200 Tonnen Haschisch; also rund 20x kleiner ein! Selbst wenn man einen Teil der damaligen Importmenge für medizinalen Anwendungen zuordnet, bleibt dennoch ein riesengroßer Brocken zur hedonistischen Verwendung übrig,- Schauergeschichten über Bekiffte sind aus dieser Zeit jedoch keine bekannt)

N.G. Klenowski's Ballett "Haschisch" wird in Moskau uraufgeführt und bemüht sich um die Visualisierung von Trance-Zuständen (es wird bald vergessen)

1889 Der englische Arzt Edward Birch setzt als erster Cannabis bei Entziehungskuren Opiatabhängiger ein

1890 Im Kanton Bern werden 401 Hektaren Hanf angebaut.

1890-1900 Führende Arzneimittelfirmen Amerikas stellen Cannabis-Tinktur zur medizinischen Anwendung her.

1890 J. Russel, der Leibarzt Königin Viktorias berichtet, dass er seit 30 Jahren erfolgreich Cannabis gegen Migräne einsetze und es in dieser Zeit sorgfältig studiert habe.

CH: Allein im Kanton Bern werden 401 ha Hanf angebaut

20. Mai 1892 * Harry J. Anslinger, berüchtigter Chef des Federal Narcotics Bureau und erbitterter Cannabis-Gegner, erblickt das Licht einer bekifften Welt...

1893 Der erste Artikel in einem Wissenschaftsmagazin über die psychischen Wirkungen von Cannabis erscheint (Science)

Das englische Parlament bildet eine Kommission, die den Cannabisgebrauch in Indien untersuchen soll

1894 Der siebenbändige Report der "British East India Hemp Drugs Commission" wird veröffentlicht

1895 Der geniale Jugendstil-Graphiker Aubrey Beardsley schwärmt in einem Brief an Oscar Wilde, dass er "alle geistige Nahrung" aus dem Cannabis-Extrakt beziehe

(Die in der Blütezeit des europäischen Cannabisgebrauchs entstandenen Jugendstil-Graphiken erleben nicht von ungefähr eine Renaissance in der Hippie-Zeit)

Merck bringt ein neues, aus blühenden Zweigspitzen des Hanfs hergestelltes "Extractum Cannabis indicae aquosum fluidum" auf den Markt und preist es als hustenlinderndes Mittel bei Tuberkulose an. Außerdem sei es ein ideales Beruhigungsmittel, speziell empfohlen zur Anwendung bei Kindern. Im Prospekt werden lobend die "die außerordentlich schätzenswerten stimulierenden und erheiternden Eigenschaften" hervorgehoben.

1896 Die rituelle Cannabis-Verehrung hat auch die Dresdener Hof-Oper erfasst: "Haschisch" wird uraufgeführt

1898 In Mexiko wird Hanf zur Volksdroge

                                                  Die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts

In der konservativen Schweiz kann sich die Anwendung von Cannabis für medizinische Zwecke länger halten, als im überigen Europa. Bis in die 1950er hinein beschreiben immer neue Bücher die mannigfaltigen Anwendungen. Bis Mitte der 50er des 20. Jahrhunderts gibt es Cannabispräparate in allen Apotheken. Probleme gibt es keine damit, im Gegensatz zum Mohnsaft mit dem Mütter schreiende Babies zu beruhigen. Im Thurgau, im Emmental und im Graubünden entwickeln sich regelrechte Hanfkulturen, wovon heute nur noch Strassen- und Hofbezeichnungen zeugen, vor allem in der Ostschweiz.




Weltweit gerät Cannabis in der ersten Hälfte des Jahrhunderts immer mehr unter Beschuss. Eine starke Lobby hat gute Gründe, Cannabis verbieten zu lassen:



•Die aufkeimende Nährmittelindustrie verdrängt die nahrhaften Hanföle

•Die Baumwollindustrie verdrängt die Konkurrenz auf dem Textilmarkt, womit beispielsweise Jeans aus Hanf immer seltener werden.

Die "original" 501 von Lewis war aus Hanf.

•Chemie und Holzindustrie verdrängen den wesentlich ökonomischeren Papierrohstofflieferanten.

0,4 ha Hanf liefern dieselbe Menge Zellstoff wie 1.66 ha Holz.

Bis 1937 (seit 1850) empfehlen die offiziellen US-amerikanischen Arzneimittelbücher bei über 100 verschiedenen Krankheiten Cannabis als wesentliches Heilmittel. Die Pharmaindustrie beginnt immer mehr die Substanzen aus der Natur zu extrahieren und zu synthetisieren. So wird schon früh Kokain aus der Kokapflanze und Heroin aus dem Opium der Mohnpflanze gewonnen (in jüngerer Zeit wird auch THC aus dem Hanf bzw. der Cannabispflanze).

Die Firma Bayer verdrängt Cannabis, das als sanfter Morphin-Ersatz galt, mit dem "garantiert nicht süchtig machenden" Heroin vom Markt.

•Die Petrochemie liefert Alternativen zum Hanf-Lampenöl und zum Hanf-Schmieröl.

•Kunstfasern und Importfasern kämpfen auf dem Seilmarkt um Anteile. Teppichrücken, Netze und andere Hanfdomänen werden mit Plastik abgedeckt.

•Die Pestizidhersteller bevorzugen die für sie wesentlich rentablere Baumwolle.

Cannabis braucht keine Pestizide.

•Die überfremdungsverängstigten Amerikaner und Amerikanerinnen bekommen mit dem Verbot von Marihuana eine Disziplinierungsmöglichkeit gegen Schwarze und Latinos.

Die Rechten können so gegen die ihnen verhasste Jazz-Szene agieren.

•Die arbeitslosen Prohibitionsbeamten haben nach der Aufhebung des Alkoholverbotes wieder einen Job.

Pharmakologische Gründe für ein Verbot von Cannabis gab es nie wirklich, sie wurden immer nur als Vorwand konstruiert.



In Amerika hat der Zeitungsmagnat Randolph Hearst eine groß angelegte, auf Rassismus basierende Hetzkampagne gegen das Marihuana geführt, das die Chicanos, Puertoricaner, Farbigen und karibischen Einwanderer zu rauchen pflegten. Da das Wort Marihuana für Nordamerikaner völlig neu war, dauert es bis in die 1920er Jahre hinein, bis der restlichen Presse, der Bevölkerung und der Polizei allmählich bekannt wird, dass es sich hierbei um eine schwächere Version dessen handelt, was praktisch jedem Amerikaner und Amerikanerin in wesentlich konzentrierterer Form seit Kindheit als Medikament oder als Vergnügungsmittel zu sich nahm. Die Folge der Uninformiertheit ist, dass in den ersten 20 Jahren des 20. Jahrhunderts zwar in einigen Staaten Gesetze gegen den Marihuanakonsum und somit der Ausländer erlassen wurden, die eigene Cannabis-Hausapotheke und die eigene Entspannung im Haschischrauchsalon davon aber nicht betroffen waren.
Die Bevölkerung tendiert eher dazu, Stechapfel als Marihuana-Quelle zu sehen, nicht Hanf.

                                            Die detaillierte Geschichte des Hanfs ab 1900:

1900 D: Alfred Kubin's Roman "Die andere Seite" wird gedruckt. Das Buch basiert - wie der Cannabisextrakt-Liebhaber Kubin erklärt - auf Cannabis-Erfahrungen.


1903 "Extractum Cannabis indicae aquosum fluidum" wird nun auch als vorzügliches Mittel gegen Koliken bei Pferden empfohlen, "besonders, wenn dasselbe plötzlich auf der Strasse ausbricht und das Tier behufs Verbringung in die Stallung sofort beruhigt werden soll".

1905 E: Pablo Picasso malt seinen haschenden Jüngling

1906 USA: Der "Pure Food and Drug Act" tritt in Kraft; bei Cannabishaltigen Produkten müssen genaue Gehaltsangaben auf dem Etikett vermerkt werden

1909 Merck preist seinen Marktrenner "Extractum Cannabis indicae pinque" als Mittel zur Beseitigung von "Gasbeschwerden" im Darm und gegen Schmerzen beim Stuhlgang an.

15. Jänner 1909 Gene Krupa, Jazzmusiker und Marihuanaliebhaber wird geboren ...

20. Juni 1909 Errol Flynn, Schauspieler und bekennender Potraucher wird geboren ...

1910 Südafrika versucht, die alten Dagga-Kulte und Naturreligionen der Eingeborenen zu unterbinden und verbietet den Cannabiskonsum

D: Die Zigarettenmarken "Nil" (8% Cannabis) und "Harem" (7%) verschwinden vom Markt, was allerdings weniger mit dem Cannabis, als vielmehr mit einem Trend zum "Leichtrauchen" zusammenhängt



1910-1930 Mexikanische Einwanderer und Seeleute aus Westindien führen Marihuana-Gebrauch in den Grenz- und Golfstaaten ein.

Die Nicht-Kiffer bekommen langsam Paranoia ...

1912 Den Haag: Bei der internationalen Opium-Konferenz taucht erstmals die Forderung auf, Cannabis weltweit zu verbieten. Alles staunt, der italienische Abgeordnete, der die Forderung eingebracht hat, erklärt daraufhin, er habe Haschisch mit Opium verwechselt, entschuldigt sich und die Hanfwelt ist wieder in Ordnung. Das Resultat der Konferenz ist die "Haager Opium Konvention", die jedoch noch keine Restriktionen gegenüber Cannabis enthält.

1913 Die Schweiz unterschreibt die Haager Konvention, kann sich aber aus Rücksicht auf die chemische Industrie nicht zur Ratifizierung entschließen

In Italien wird auf 90-100.000 ha Hanfanbau betrieben

1914 USA: Utah verbietet als erster Bundesstaat Marihuana

1914-1918 Während der Kriegsjahre wird in Deutschland der Hanfanbau wieder vermehrt propagiert und auch betrieben.

1915 USA: Kalifornien erlässt ein Gesetz gegen den Marihuana-Konsum, das wie in Utah auf dem "Jim Crow"-Gesetz basiert. Man macht Marihuanakonsum dafür verantwortlich, dass sich schwarze Unterhaltungskünstler weigern, sich die Gesichter mit schwarzer Schminke zu beschmieren.

USA: Der "Federal Harrison Narcotics Act" tritt in Kraft

März 1914 Sancho Villa und seine bekiffte Truppe besetzen Torreon; im Andenken an diesen Sieg entsteht der Song "La Cucaracha"

14. Oktober 1916 Das amerikanische Landwirtschaftsministerium veröffentlicht ein Bulletin über "Hanfwerg als Material zur Papierherstellung" zuhanden von "Personen, die an einer ökonomischen Papierherstellung interessiert sind, besonders print and book manufactures". Im Bulletin (Nr. 404) wird unter anderem festgehalten, dass dank moderner Fasergewinnungstechnik aus einem Hektar Hanf dieselbe Papiermenge hergestellt werden kann, wie aus 4.1 Hektar Wald (und das - im Gegensatz zur Holzbewirtschaftung - erst noch Jahr für Jahr).

Rückblickend darf vermutet werden, dass dieses Bulletin einer der Hauptgründe war, dass sich ein finanzstarkes Trio, bestehend aus Randolph Hearst, der Firma "Du Pont", sowie Andrew Mellon für das Kraut zu interessieren begannen und wenige Jahre später einen gewaltigen und schonungslosen Feldzug gegen Hanf führten.

•Hearst ist Eigentümer der damals grösste "Paper Manufacturing Company", Wald- und Papierfabrikenbesitzer, sowie Zeitungsmagnat (in letzterer Funktion ist er seit Jahren bekannt und berüchtigt für seine Hetzkampagnen gegen Schwarze, Latinos und Mexikaner,- bis zu diesem Zeitpunkt aber nicht in Verbindung mit Cannabis, sondern v.a. mit Kokain).

•Der Chemieriese Du Pont wird nicht nur im Textilfaserbereich vom Hanf konkurrenziert, sondern ist auch Lieferant der Sulfide für die Papierherstellung aus Holz (und steht somit in florierender Geschäftsbeziehung zu Hearst)

•Der Bankier Mellon, zweitreichster Mann der USA, Finanzminister und Hauptfinancier der Firma Du Pont ist nebenbei auch noch Onkel der Ehefrau eines gewissen Harry Anslinger.



1917 Mit Hinweis auf Sancho (Pancho) Villas Marihuana-Brigade verbietet auch Colorado den Marihuana-Konsum

1918 CH: Karl Haber verfasst eine ausführliche Darstellung des Hanf- und Flachsanbaus im Bündner Oberland (und vergisst selbst das gemütliche Pfeifchen nicht)

16. Jänner 1920 In den USA tritt die Alkohol-Prohibition in Kraft

die 20er Jahre USA: In New York operieren die ersten "tea pads"

25. April 1921 Ella Fitzgerald, Sängerin von "When I get low, I get high" wird geboren ...

12. März 1922 Jack Kerouac, Untergrund-Schriftsteller und Potraucher wird geboren ...

19. Mai 1923 Malcolm X, farbige Symbolfigur und Marihuana-Händler wird geboren ...

1924 Die Schweiz, die zu den sechs größten industriellen Produzenten von Heroin, Morphin und Kokain gehört und damit schwunghaften Handel treibt (v.a. mit China) wird durch massiven internationalen Druck genötigt, die Konvention von 1912 (Haager Konvention) doch noch zu unterzeichnen, bevor sie als Gastgeber für die zweite Opium-Konferenz auftreten kann. Ein erstes, rudimentäres Betäubungsmittelgesetz wird in Kraft gesetzt.

1925 Genf: Bei der zweiten internationalen Opium-Konferenz werden weltweite Kontrollmaßnahmen für Cannabis eingeführt, obwohl 18 der 19 teilnehmenden Staaten keine Probleme im Zusammenhang mit Cannabis vermelden können; lediglich Portugal berichtet, in seiner Kolonie Angola seien Fälle von schwarzer Aufsässigkeit nach Hanfgenuss vorgekommen. Die knapp ausgehende Schlussabstimmung zu ungunsten des Hanfs wird von handfesten wirtschaftlichen Interessen bestimmt; so droht etwa Ägypten den Deutschen an, im Falle eines Cannabisfreundlichen Abstimmungsverhaltens Importbeschränkungen für Kokain (Merck) und Heroin (Bayer) zu erlassen.

bis 1925 In Europa werden Hanfkraut/Tabakmischungen als orientalische Tabakmischungen verkauft (Im Emmental zu Gotthelfs Zeiten hießen diese Mischungen "Sonntags-Pfeifen")

1925 Panama: Eine militärische Kommission befasst sich mit dem Cannabiskonsum in der Kanal-Region und empfiehlt der Verwaltung, keine Schritte gegen Konsum und Handel zu unternehmen. Gesetzliche Vorschriften werden als nicht notwendig erachtet.

ab 1925 Die Anti-Marihuana-Lobby in den USA macht mobil: Straftaten, die in den südlichen Grenzstaaten begangen werden, werden dem Marihuanakonsum zugeschrieben. Bei jedem erwischten Verbrecher, der irgendwann einmal gekifft hat (was eine ziemlich verbreitete Mode ist), wird der Drogenkonsum gleich als Ursache der Kriminalität dargestellt.

1926 Basel: Der Cannabisforscher P. Casparis beschäftigt sich mit der "Reindarstellung des Cannabinols" und leitet seinen Bericht mit folgenden Worten ein: "Haschisch ist ohne Zweifel eines der interessantesten menschlichen Genussmittel"

03. Juni 1926 * Allen Ginsberg, Dichter und Potraucher

6. Juli 1927 USA: Die "New York Times" berichtet von einem grässlichen Zwischenfall nach versehentlichem Verzehr einiger Grasblätter.

14. Juni 1928 Die schweizerischen Kammern genehmigen die Ratifizierung des Abkommens der Opium-Konferenz von 1925. Cannabis wird jedoch noch nicht in das Betäubungsmittelgesetz aufgenommen.

1929 USA: In bereits 16 US-Staaten gibt es Gesetze gegen Cannabis (Ausschließlich Südstaaten; die Argumentationen sind denn auch ausschließlich rassistischer Natur)

Dessen ungeachtet ist der Gebrauch (auch der medizinale) von Cannabis nach wie vor verbreitet. Ein amerikanischer Pharmaproduzent wirbt sogar damit, dass sich der amerikanische Hanf in seiner Tinktur durch nichts von indischem Cannabis unterscheide ...

D: Der "Handel und Konsum von indischem Hanf, namentlich seinem Harz" wird unter Strafe gestellt. (Allerdings wird das Gesetz bis Mitte der 60er kaum angewendet)

1930 USA: Als Ableger des Finanzministeriums wird das "Federal Bureau of Narcotics" gegründet (Kongressbeschluss vom 1.7.1930). Harry J. Anslinger wird (von seinem Onkel, Finanzminister Andrew Mellon) zum vorläufigen Chef ernannt.

Auf Geheiss Mellon's unterstützt das Büro die angelaufenen Hetzkampagnen der Hearst-Presse gegen MarijuanakonsumentInnen.

USA: Schon über 500 "tea pads" in New York

30er Jahre USA: jährlich werden mehr als vier Millionen Pfund Hanfsamen als Vogelfutter verkauft

Die Anslinger-Hetzkampagne, nimmt im Verlauf der Jahre immer verheerendere Formen an. Der Bevölkerung wird suggeriert, dass Marihuana ein in den Wahnsinn und Tod führendes Rauschgift sei, mit dem "Neger, Mexikaner, Puertoricaner und Jazzmusiker" das Land vergiften und weiße Frauen verführen wollten. Die rassistische Kampagne gegen die ungeliebten Minderheiten zeitigt auch zusehends Erfolge.

Durch konstante Verwendung der südlichen Terminologie ("Marijuana") und der Vermeidung der bekannten, mit harmlosen Assoziationen verknüpften Begriffe wie Hanf und Cannabis wird bald einmal suggeriert, dass es sich hier um eine neue, hochgefährliche Droge handelt (ein Vorgehen, das selbst in Europa bis heute seine Spuren hinterlassen hat; viele Bauern, die Erfahrungen mit Hanfrauchen haben, fallen aus allen Wolken, wenn sie erfahren, dass Hanfkraut und Marihuana dasselbe Gewächs sind)

1931 Panama: Zweiter Marihuana-Report: keinerlei negative Erkenntnisse

USA: Trotz anfänglichen Zweifeln über die Durchführbarkeit startet Anslinger mit einem fetten Sonderetat (100'000 Dollar,- und das auf dem Tiefpunkt der Wirtschaftskrise!) seine Verteufelungskampagne gegen Marihuana und seine KonsumentInnen. Neben Plakataktionen ("Warnung vor der Killerdroge"), und dem Verbreiten gefälschter Horror-Pressemitteilungen werden auch "Gutachten" in Auftrag gegeben. Das erste wird für 2000 Dollar vom Gefängnisarzt A.E. Fossier konstruiert. Auszug: "Die herrschende Rasse und die aufgeklärtesten Länder sind alkoholisch, derweil die Länder und Nationen, die Hanf und Opium verfallen sind, (...) sowohl geistig als auch physisch zu Grunde gegangen sind"

1932 In der Jazz-Szene wird Cannabis besungen: Cab Colloway besingt den "Reefer Man".

1932 USA: Anslinger wird offiziell zum obersten Chef des US Bureau of Narcotic ernennt

5. Dezember 1933 USA: Um 15:32 Uhr endet der 13 Jahre andauernde Versuch einer Alkohol-Prohibition. Die freiwerdenden Repressionskräfte werden vom dankbaren Anslinger aufgenommen.

1934 USA: Walter Bromberg publiziert die erste klinische Studie zum Cannabiskonsum und liefert damit erstmals Tatsachen. Die seit Anfangs der 30er stattfindende Polemik und Hetzkampagne kümmert das allerdings wenig.

1935 In den USA werden allein für Farben und Lacke 58'000 Tonnen Hanfsamen verbraucht

16 93Anslingers Bureau gibt den wohl grässlichsten "Aufklärungsfilm" in Auftrag (Reefer Madness)

Ella Fitzgerald und Chick Webb nehmen den Song "When I Get Low, I Get High" auf.

USA: Du Pont sichert Regierungsvertretern zu, dass Hanföl durch synthetische Öle ersetzt werden könne (die natürlich mehrheitlich von Du Pont hergestellt werden)

1937 "Reefer Madness" kommt in die Kinos (Handlung: Junger Musteramerikaner raucht einen Joint und wird dadurch zur mordenden Bestie)

Eine Flut von Plakaten und sonstigen Aufklärungswerken überschwemmt die Staaten

USA: 46 von 48 Bundesstaaten haben bereits Gesetze gegen Marihuana erlassen

Bis 1937 wurden ca. 80 % der weltweit verwendeten Schnüre, Seile und Taue aus Hanf hergestellt. Hauptproduzent zwischen 1740 und 1940 ist Russland

Die amerikanische Fachzeitschrift "Mechanical Engineering" zählt über Seiten hinweg die Vorzüge des Hanf auf und übertitelt das Ganze mit "Die profitabelste Nutzpflanze, die man sich wünschen kann"

Du Pont lässt sowohl Verfahren zur Herstellung von Plastik aus Öl, als auch Sulfat/Sulfit-Verfahren zur Papierherstellung aus Holz patentieren (diese Patente sichern Du Pont für die nächsten 50 Jahre 80% des Gesamtumsatzes). Die Du Pont-Papierherstellung ist teurer und umweltbelastender als das Hanf-Papier-Verfahren, das Resultat ist zudem von schlechterer Qualität. Der Chemieriese hat großes Interesse an einer Eliminierung der Konkurrenz Hanf.

Im Frühling findet eine Anhörung der AMA (Ärztekammer) zur beabsichtigten Marihuanagesetzgebung statt. Die AMA-Vertretung erfährt erst 2 Tage vorher, dass es sich bei dem "Mörderkraut aus Mexiko" um das vertraute Cannabis handelt und protestiert (Bei der späteren Debatte im Kongress lügt der Abgeordnete Vinson für den Haushaltsausschuss ungeniert, als die Frage nach dem Einverständnis der Ärztekammer gestellt wird, indem er einen nicht existierenden Arzt als Referenz für angebliches Einverständnis der AMA angibt. Der Kongress verabschiedet daraufhin den Marihuana Tax Act).

27. April 1937 USA: Beginn der Kongressdebatte über den "Marihuana Tax Act".

Anslinger sagt vor dem Kongress aus: "Marihuana ist die gewalterzeugendste Droge in der Geschichte der Menschheit" ... "in den USA gibt es 50-100'000 Marihuanaraucher, die meisten davon sind Neger, Mexikaner und Unterhaltungskünstler" Der "satanische" Jazz sei eine direkte Folge des Marihuanakonsums

Die Vogelfutter-Hersteller sagen vor dem Kongress: "Ohne Hanfsamen werden die Vögel nicht singen" (In der Folge wurden sterilisierte Hanfsamen aus dem asiatischen Raum importiert)

13. Juli 1937 USA: Anslingers berüchtigter Artikel "Marihuana - Assassin of Youth" erscheint im American Magazine

02. August 1937 USA: Präsident Roosevelt unterzeichnet den "Marihuana Tax Act";

01. Oktober 1937 USA: Der "Marihuana Tax Act" tritt in Kraft - Marihuana wird somit steuerpflichtig (100 Dollar je 30 Gramm); wer illegal damit Umgang treibt, kann fortan nach den scharfen Gesetzen für Steuerhinterziehung bestraft werden.

08. Oktober 1937 USA: Das erste Opfer des Marihuana Tax Act ist ein 58-jähriger Schwarzer, der für den Verkauf eines Joints vier Jahre Gefängnis und 1000 Dollar Busse kassiert

Wie sich später herausstellt, weiß außer einigen wenigen Politikern, einigen Reichen und Industriellen (allen voran Du Pont und Hearst), sowie einigen oberen Polizeivertretern zu diesem Zeitpunkt niemand, dass Hanf soeben verboten worden ist, aber die ganze Nation registriert das Verbot einer mexikanischen Mörderdroge.

1938 Du Pont, führend im Hanfölgeschäft, patentiert die Nylonfaser

03. Februar 1938 Der amerikanischen Öffentlichkeit wird mit dem Versprechen auf "Billionenschwere Ernteerträge" eine neuentwickelte Marihuana-Erntemaschine vorgestellt.

Jan. 1939 New Yorks Bürgermeister LaGuardia setzt eine Untersuchungskommission ein, die Verhaltensforschung bei den Kiffern in New York City betreiben soll

1940 USA: Die Ärztegesellschaft (AMA), die für Anslinger eine fachkundige "Gefahr" darstellte, hat sich - nicht zuletzt aufgrund massiver Drohungen - mit dem Hexenjäger arrangiert. Resultat: noch 1939 belangte das FBN mehr als 3000 Ärzte wegen dem Ausstellen illegaler Rezepte; zwischen 1939 und 1949 werden lediglich noch 3 Ärzte strafrechtlich verfolgt.

28. Dezember 1940 Der "New York Daily Worker" behauptet, Marihuanagebrauch führe zu "aufgedunsenem Gesicht, blutunterlaufenen Augen, Gliederschwäche und Zittern"

05. Juni 1941 Der erste Bericht zur THC-Synthese wird veröffentlicht (Roger Adams, J.of the Americ.Chem.soc.)

Der Automobilpionier Henry Ford stellt der Presse sein "Hanfmobil" vor; ein Auto, das aus Hanf hergestellt ist (Hanf-Kunststoffe für die Karosserie, Armaturen, textile Ausstattung) und mit Hanf betrieben wird. Ford hebt vor allem die im Vergleich zu benzinbetriebenen Autos überaus günstige CO2-Bilanz hervor.

1. November 1942 Cannabis wird aus der US Pharmacopeia gestrichen und verliert somit seine Habilitation als Medikament

1942 USA: Obwohl an allen Fronten gegen Marihuana polemisiert wird, wird im mittleren Westen eine eigentliche Hanf-Anbauschlacht geschlagen: auf 146.000 Morgen Land wird Hanf gesät; die Rüstungsindustrie braucht Rohstoff für Seilproduktionen. (Die japanische Regierung hatte Amerika den Sisal-Nachschub abgeklemmt und eine Weiterführung des Kriegs ohne Hanf war undenkbar: vom Schmieröl der Flugzeugtriebwerke über Gurten, Taue, Takelagen, Feuerwehrschläuche bis zu den Schuhnähten)

USA: Um die Bauern so richtig einzustimmen wird der wohl massivste Hanf-Werbefilm aller Zeiten produziert ( "Hemp for Victory"), in dem die Pflanze als eigentliches Weltwunder und patriotische Überlebensgarantie bezeichnet wird (im ganzen Film wird kein einziges Mal darauf verwiesen, dass es sich um dieselbe Pflanze handelt, gegen die in Nachbarkino "Reefer Madness" mobil macht).

Als besonderer Anreiz werden zudem Farmer und deren Söhne vom Wehrdienst befreit, wenn sie Hanf anbauen.

Anslinger wird Mitglied des Geheimkomitees, das dem OSS (Vorläufer der CIA) ein "Wahrheitsserum" beschaffen sollte und zu diesem Zweck an - zum grössten Teil nicht informierten - Soldaten und Zivilpersonen Versuche mit verschiedensten Drogen, v.a. auf Halluzinogenbasis unternimmt (Die Oeffentlichkeit erfährt von diesen Versuchen erst 1982,- sie gehen als CIA-Skandal in die Geschichte ein). 15 Monate lang experimentieren Anslinger und Konsorten mit Haschischöl, bevor sie zur Erkenntnis gelangen, dass die Substanz für militärische Anwendung nicht zu gebrauchen ist.

1943 USA: Die Bauern werden von der Regierung zum Konsum des Filmes "Hemp for Victory" verpflichtet, müssen den Kinobesuch mit ihrer Unterschrift bezeugen und erhalten noch eine Broschüre über Hanfanbau.

In Kentucky macht die Anbauschlacht selbst vor Studenten nicht halt: in einem an der Uni gestreuten Flugblatt (25.3.43) wird jeder einzelne aufgefordert, mindestens einen viertel Hektar - besser aber mehr - Hanf anzubauen.

CH: Der Hanfanbau ist seit Ende des ersten Weltkrieges kontinuierlich zurückgegangen (wegen Kunstfasern, Sisal usw.). Noch 2182 Pflanzer bauen insgesamt auf 55 ha an. Dem eidgen. Kriegs-Ernährungsamt wird eine Gruppe "Flachs und Hanf" angegliedert, welche den vernachlässigten Hanfanbau vorantreiben soll.

Europa: Der Krieg macht's möglich, überall in Europa wird der Hanfanbau wieder propagiert. Der deutsche Reichsnährstand gibt eine aufwendig gestaltete Lehrschrift ("Die lustige Hanffibel") heraus, das schwedische Landwirtschaftsministerium versucht, die Bürger mit der Broschüre "Svensk Hampodling" zum Cannabisanbau zu motivieren.

1944 USA: Der LaGuardia Report wird veröffentlicht. Zum Schrecken aller Prohibitionsfans widerlegt er sämtliche Vorurteile: Potrauchen führt nicht zu aggressivem oder asozialem Verhalten, die Persönlichkeit des Konsumenten wird nicht verändert und Beweise für Cannabis als Ursache kriminellen Verhaltens wurden keine gefunden.

Anslinger polemisiert weiter. Sein Mitarbeiter (Psychologieprofessor James Munch) entdeckt im Auftrag des FBN immer neue menschenbedrohende Gefahren des Hanfs, indem er sich darauf spezialisiert, komplexe und bis dato unerklärbare Krankheitsbilder monokausal zu erklären. Er findet heraus, dass Hanf irreversible Hirnschäden verursacht, die Zeugungsfähigkeit bei beiden Geschlechtern zerstört und dass ein einziger Joint monatelang Flashbacks verursachen kann. (Nach demselben Muster arbeitet später der Ägypter Nahas für die UNO). Die politischen Ultra-Rechten nutzen die Hysterie, um alle "verdächtigen Elemente" zu kriminalisieren; erst gesellschaftliche Randgruppen und Jazzmusiker, in späteren Jahren dann der Beat, die Liberalen und die Hippies.

Außerdem kündigt Anslinger an, er werde die Ärzte, die für den LaGuardia Report zuständig waren, sowie alle Wissenschaftler, die noch Untersuchungen über Cannabis publizieren würden, ins Gefängnis werfen lassen.

1945 Die AMA präsentiert Anslinger eine (von ihm bestellte) Studie, die besagt, dass sich 1944/45 34 schwarze und 1 weißer GI, die Marihuana geraucht hatten, gegenüber weißen Vorgesetzten ungebührlich benommen hatten.

1947 USA: die USA machen Anslinger zum Vorsitzenden der UN-Drogenkommission und dehnen damit die Politik der Polemik auf die ganze Welt aus.

1948 Die USA befindet sich mitten in der antikommunistischen Aera McCarthys. Anslinger begräbt seine "Mörderkraut-Geschichten" und passt sich der politischen Situation an: Fortan wird dem Kraut keine aggressionsfördernde Wirkung mehr angedichtet, sondern - viel schlimmer - es mache so friedlich und pazifistisch, dass dieses Rauschgift von Kommunisten dazu gebraucht würde, die Kampfmoral der amerikanischen Armee zu schwächen (Man erinnere sich: Anslingers Hauptargument gegen Cannabis bestand ein Jahr zuvor noch in der "gewalterzeugenden" Wirkung) Das eigentlich absurde an dieser 180-Grad-Wendung ist jedoch das Phänomen, dass Anslinger und sein Freund McCarthy dabei auch noch von der "freien" Presse unterstützt werden!

Pikantes Detail: Anslinger bekennt später in seinen Memoiren (The murderers), dass er McCarthy jahrelang mit illegalen Morphinen versorgt hatte. Ex-FBN-Agenten bestätigen dies. Begründung: Anslinger wollte vermeiden, dass der drogenabhängige Senator von den Kommunisten hätte erpresst werden können.

Nach Anhörung von Anslingers Ausführungen beschließt der Kongress einhellig die Beibehaltung der Marijuana-Repression und begründet dies mit dem exakten Gegenteil der ursprünglich maßgeblichen Behauptungen.

28. April 1948 USA: Das JAMA reagiert auf den "La Guardia Report" und fordert Politiker und Beamte auf, die "unkritische Studie zu ignorieren und auch weiterhin Marihuana als ernsthafte Bedrohung zu sehen"

1949 V.A. Reko publiziert eine grässliche "Studie" über Cannabis, die bis in die Siebziger-Jahre hinein immer wieder in Anti-Cannabis-Expertisen als Quelle zitiert wird.

10. Jänner 1949 Robert Mitchum gerät wegen Marihuanarauchens mit dem Gesetz in Konflikt .

                                                 Die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts

1900 D: Alfred Kubin's Roman "Die andere Seite" wird gedruckt. Das Buch basiert - wie der Cannabisextrakt-Liebhaber Kubin erklärt - auf Cannabis-Erfahrungen.


1903 "Extractum Cannabis indicae aquosum fluidum" wird nun auch als vorzügliches Mittel gegen Koliken bei Pferden empfohlen, "besonders, wenn dasselbe plötzlich auf der Strasse ausbricht und das Tier behufs Verbringung in die Stallung sofort beruhigt werden soll".

1905 E: Pablo Picasso malt seinen haschenden Jüngling

1906 USA: Der "Pure Food and Drug Act" tritt in Kraft; bei Cannabishaltigen Produkten müssen genaue Gehaltsangaben auf dem Etikett vermerkt werden

1909 Merck preist seinen Marktrenner "Extractum Cannabis indicae pinque" als Mittel zur Beseitigung von "Gasbeschwerden" im Darm und gegen Schmerzen beim Stuhlgang an.

15. Jänner 1909 Gene Krupa, Jazzmusiker und Marihuanaliebhaber wird geboren ...

20. Juni 1909 Errol Flynn, Schauspieler und bekennender Potraucher wird geboren ...

1910 Südafrika versucht, die alten Dagga-Kulte und Naturreligionen der Eingeborenen zu unterbinden und verbietet den Cannabiskonsum

D: Die Zigarettenmarken "Nil" (8% Cannabis) und "Harem" (7%) verschwinden vom Markt, was allerdings weniger mit dem Cannabis, als vielmehr mit einem Trend zum "Leichtrauchen" zusammenhängt



1910-1930 Mexikanische Einwanderer und Seeleute aus Westindien führen Marihuana-Gebrauch in den Grenz- und Golfstaaten ein.

Die Nicht-Kiffer bekommen langsam Paranoia ...

1912 Den Haag: Bei der internationalen Opium-Konferenz taucht erstmals die Forderung auf, Cannabis weltweit zu verbieten. Alles staunt, der italienische Abgeordnete, der die Forderung eingebracht hat, erklärt daraufhin, er habe Haschisch mit Opium verwechselt, entschuldigt sich und die Hanfwelt ist wieder in Ordnung. Das Resultat der Konferenz ist die "Haager Opium Konvention", die jedoch noch keine Restriktionen gegenüber Cannabis enthält.

1913 Die Schweiz unterschreibt die Haager Konvention, kann sich aber aus Rücksicht auf die chemische Industrie nicht zur Ratifizierung entschließen

In Italien wird auf 90-100.000 ha Hanfanbau betrieben

1914 USA: Utah verbietet als erster Bundesstaat Marihuana

1914-1918 Während der Kriegsjahre wird in Deutschland der Hanfanbau wieder vermehrt propagiert und auch betrieben.

1915 USA: Kalifornien erlässt ein Gesetz gegen den Marihuana-Konsum, das wie in Utah auf dem "Jim Crow"-Gesetz basiert. Man macht Marihuanakonsum dafür verantwortlich, dass sich schwarze Unterhaltungskünstler weigern, sich die Gesichter mit schwarzer Schminke zu beschmieren.

USA: Der "Federal Harrison Narcotics Act" tritt in Kraft

März 1914 Sancho Villa und seine bekiffte Truppe besetzen Torreon; im Andenken an diesen Sieg entsteht der Song "La Cucaracha"

14. Oktober 1916 Das amerikanische Landwirtschaftsministerium veröffentlicht ein Bulletin über "Hanfwerg als Material zur Papierherstellung" zuhanden von "Personen, die an einer ökonomischen Papierherstellung interessiert sind, besonders print and book manufactures". Im Bulletin (Nr. 404) wird unter anderem festgehalten, dass dank moderner Fasergewinnungstechnik aus einem Hektar Hanf dieselbe Papiermenge hergestellt werden kann, wie aus 4.1 Hektar Wald (und das - im Gegensatz zur Holzbewirtschaftung - erst noch Jahr für Jahr).

Rückblickend darf vermutet werden, dass dieses Bulletin einer der Hauptgründe war, dass sich ein finanzstarkes Trio, bestehend aus Randolph Hearst, der Firma "Du Pont", sowie Andrew Mellon für das Kraut zu interessieren begannen und wenige Jahre später einen gewaltigen und schonungslosen Feldzug gegen Hanf führten.

•Hearst ist Eigentümer der damals grösste "Paper Manufacturing Company", Wald- und Papierfabrikenbesitzer, sowie Zeitungsmagnat (in letzterer Funktion ist er seit Jahren bekannt und berüchtigt für seine Hetzkampagnen gegen Schwarze, Latinos und Mexikaner,- bis zu diesem Zeitpunkt aber nicht in Verbindung mit Cannabis, sondern v.a. mit Kokain).

•Der Chemieriese Du Pont wird nicht nur im Textilfaserbereich vom Hanf konkurrenziert, sondern ist auch Lieferant der Sulfide für die Papierherstellung aus Holz (und steht somit in florierender Geschäftsbeziehung zu Hearst)

•Der Bankier Mellon, zweitreichster Mann der USA, Finanzminister und Hauptfinancier der Firma Du Pont ist nebenbei auch noch Onkel der Ehefrau eines gewissen Harry Anslinger.



1917 Mit Hinweis auf Sancho (Pancho) Villas Marihuana-Brigade verbietet auch Colorado den Marihuana-Konsum

1918 CH: Karl Haber verfasst eine ausführliche Darstellung des Hanf- und Flachsanbaus im Bündner Oberland (und vergisst selbst das gemütliche Pfeifchen nicht)

16. Jänner 1920 In den USA tritt die Alkohol-Prohibition in Kraft

die 20er Jahre USA: In New York operieren die ersten "tea pads"

25. April 1921 Ella Fitzgerald, Sängerin von "When I get low, I get high" wird geboren ...

12. März 1922 Jack Kerouac, Untergrund-Schriftsteller und Potraucher wird geboren ...

19. Mai 1923 Malcolm X, farbige Symbolfigur und Marihuana-Händler wird geboren ...

1924 Die Schweiz, die zu den sechs größten industriellen Produzenten von Heroin, Morphin und Kokain gehört und damit schwunghaften Handel treibt (v.a. mit China) wird durch massiven internationalen Druck genötigt, die Konvention von 1912 (Haager Konvention) doch noch zu unterzeichnen, bevor sie als Gastgeber für die zweite Opium-Konferenz auftreten kann. Ein erstes, rudimentäres Betäubungsmittelgesetz wird in Kraft gesetzt.

1925 Genf: Bei der zweiten internationalen Opium-Konferenz werden weltweite Kontrollmaßnahmen für Cannabis eingeführt, obwohl 18 der 19 teilnehmenden Staaten keine Probleme im Zusammenhang mit Cannabis vermelden können; lediglich Portugal berichtet, in seiner Kolonie Angola seien Fälle von schwarzer Aufsässigkeit nach Hanfgenuss vorgekommen. Die knapp ausgehende Schlussabstimmung zu ungunsten des Hanfs wird von handfesten wirtschaftlichen Interessen bestimmt; so droht etwa Ägypten den Deutschen an, im Falle eines Cannabisfreundlichen Abstimmungsverhaltens Importbeschränkungen für Kokain (Merck) und Heroin (Bayer) zu erlassen.

bis 1925 In Europa werden Hanfkraut/Tabakmischungen als orientalische Tabakmischungen verkauft (Im Emmental zu Gotthelfs Zeiten hießen diese Mischungen "Sonntags-Pfeifen")

1925 Panama: Eine militärische Kommission befasst sich mit dem Cannabiskonsum in der Kanal-Region und empfiehlt der Verwaltung, keine Schritte gegen Konsum und Handel zu unternehmen. Gesetzliche Vorschriften werden als nicht notwendig erachtet.

ab 1925 Die Anti-Marihuana-Lobby in den USA macht mobil: Straftaten, die in den südlichen Grenzstaaten begangen werden, werden dem Marihuanakonsum zugeschrieben. Bei jedem erwischten Verbrecher, der irgendwann einmal gekifft hat (was eine ziemlich verbreitete Mode ist), wird der Drogenkonsum gleich als Ursache der Kriminalität dargestellt.

1926 Basel: Der Cannabisforscher P. Casparis beschäftigt sich mit der "Reindarstellung des Cannabinols" und leitet seinen Bericht mit folgenden Worten ein: "Haschisch ist ohne Zweifel eines der interessantesten menschlichen Genussmittel"

03. Juni 1926 * Allen Ginsberg, Dichter und Potraucher

6. Juli 1927 USA: Die "New York Times" berichtet von einem grässlichen Zwischenfall nach versehentlichem Verzehr einiger Grasblätter.

14. Juni 1928 Die schweizerischen Kammern genehmigen die Ratifizierung des Abkommens der Opium-Konferenz von 1925. Cannabis wird jedoch noch nicht in das Betäubungsmittelgesetz aufgenommen.

1929 USA: In bereits 16 US-Staaten gibt es Gesetze gegen Cannabis (Ausschließlich Südstaaten; die Argumentationen sind denn auch ausschließlich rassistischer Natur)

Dessen ungeachtet ist der Gebrauch (auch der medizinale) von Cannabis nach wie vor verbreitet. Ein amerikanischer Pharmaproduzent wirbt sogar damit, dass sich der amerikanische Hanf in seiner Tinktur durch nichts von indischem Cannabis unterscheide ...

D: Der "Handel und Konsum von indischem Hanf, namentlich seinem Harz" wird unter Strafe gestellt. (Allerdings wird das Gesetz bis Mitte der 60er kaum angewendet)

1930 USA: Als Ableger des Finanzministeriums wird das "Federal Bureau of Narcotics" gegründet (Kongressbeschluss vom 1.7.1930). Harry J. Anslinger wird (von seinem Onkel, Finanzminister Andrew Mellon) zum vorläufigen Chef ernannt.

Auf Geheiss Mellon's unterstützt das Büro die angelaufenen Hetzkampagnen der Hearst-Presse gegen MarijuanakonsumentInnen.

USA: Schon über 500 "tea pads" in New York

30er Jahre USA: jährlich werden mehr als vier Millionen Pfund Hanfsamen als Vogelfutter verkauft

Die Anslinger-Hetzkampagne, nimmt im Verlauf der Jahre immer verheerendere Formen an. Der Bevölkerung wird suggeriert, dass Marihuana ein in den Wahnsinn und Tod führendes Rauschgift sei, mit dem "Neger, Mexikaner, Puertoricaner und Jazzmusiker" das Land vergiften und weiße Frauen verführen wollten. Die rassistische Kampagne gegen die ungeliebten Minderheiten zeitigt auch zusehends Erfolge.

Durch konstante Verwendung der südlichen Terminologie ("Marijuana") und der Vermeidung der bekannten, mit harmlosen Assoziationen verknüpften Begriffe wie Hanf und Cannabis wird bald einmal suggeriert, dass es sich hier um eine neue, hochgefährliche Droge handelt (ein Vorgehen, das selbst in Europa bis heute seine Spuren hinterlassen hat; viele Bauern, die Erfahrungen mit Hanfrauchen haben, fallen aus allen Wolken, wenn sie erfahren, dass Hanfkraut und Marihuana dasselbe Gewächs sind)

1931 Panama: Zweiter Marihuana-Report: keinerlei negative Erkenntnisse

USA: Trotz anfänglichen Zweifeln über die Durchführbarkeit startet Anslinger mit einem fetten Sonderetat (100'000 Dollar,- und das auf dem Tiefpunkt der Wirtschaftskrise!) seine Verteufelungskampagne gegen Marihuana und seine KonsumentInnen. Neben Plakataktionen ("Warnung vor der Killerdroge"), und dem Verbreiten gefälschter Horror-Pressemitteilungen werden auch "Gutachten" in Auftrag gegeben. Das erste wird für 2000 Dollar vom Gefängnisarzt A.E. Fossier konstruiert. Auszug: "Die herrschende Rasse und die aufgeklärtesten Länder sind alkoholisch, derweil die Länder und Nationen, die Hanf und Opium verfallen sind, (...) sowohl geistig als auch physisch zu Grunde gegangen sind"

1932 In der Jazz-Szene wird Cannabis besungen: Cab Colloway besingt den "Reefer Man".

1932 USA: Anslinger wird offiziell zum obersten Chef des US Bureau of Narcotic ernennt

5. Dezember 1933 USA: Um 15:32 Uhr endet der 13 Jahre andauernde Versuch einer Alkohol-Prohibition. Die freiwerdenden Repressionskräfte werden vom dankbaren Anslinger aufgenommen.

1934 USA: Walter Bromberg publiziert die erste klinische Studie zum Cannabiskonsum und liefert damit erstmals Tatsachen. Die seit Anfangs der 30er stattfindende Polemik und Hetzkampagne kümmert das allerdings wenig.

1935 In den USA werden allein für Farben und Lacke 58'000 Tonnen Hanfsamen verbraucht

1936 Anslingers Bureau gibt den wohl grässlichsten "Aufklärungsfilm" in Auftrag (Reefer Madness)

Ella Fitzgerald und Chick Webb nehmen den Song "When I Get Low, I Get High" auf.

USA: Du Pont sichert Regierungsvertretern zu, dass Hanföl durch synthetische Öle ersetzt werden könne (die natürlich mehrheitlich von Du Pont hergestellt werden)

1937 "Reefer Madness" kommt in die Kinos (Handlung: Junger Musteramerikaner raucht einen Joint und wird dadurch zur mordenden Bestie)

Eine Flut von Plakaten und sonstigen Aufklärungswerken überschwemmt die Staaten

USA: 46 von 48 Bundesstaaten haben bereits Gesetze gegen Marihuana erlassen

Bis 1937 wurden ca. 80 % der weltweit verwendeten Schnüre, Seile und Taue aus Hanf hergestellt. Hauptproduzent zwischen 1740 und 1940 ist Russland

Die amerikanische Fachzeitschrift "Mechanical Engineering" zählt über Seiten hinweg die Vorzüge des Hanf auf und übertitelt das Ganze mit "Die profitabelste Nutzpflanze, die man sich wünschen kann"

Du Pont lässt sowohl Verfahren zur Herstellung von Plastik aus Öl, als auch Sulfat/Sulfit-Verfahren zur Papierherstellung aus Holz patentieren (diese Patente sichern Du Pont für die nächsten 50 Jahre 80% des Gesamtumsatzes). Die Du Pont-Papierherstellung ist teurer und umweltbelastender als das Hanf-Papier-Verfahren, das Resultat ist zudem von schlechterer Qualität. Der Chemieriese hat großes Interesse an einer Eliminierung der Konkurrenz Hanf.

Im Frühling findet eine Anhörung der AMA (Ärztekammer) zur beabsichtigten Marihuanagesetzgebung statt. Die AMA-Vertretung erfährt erst 2 Tage vorher, dass es sich bei dem "Mörderkraut aus Mexiko" um das vertraute Cannabis handelt und protestiert (Bei der späteren Debatte im Kongress lügt der Abgeordnete Vinson für den Haushaltsausschuss ungeniert, als die Frage nach dem Einverständnis der Ärztekammer gestellt wird, indem er einen nicht existierenden Arzt als Referenz für angebliches Einverständnis der AMA angibt. Der Kongress verabschiedet daraufhin den Marihuana Tax Act).

27. April 1937 USA: Beginn der Kongressdebatte über den "Marihuana Tax Act".

Anslinger sagt vor dem Kongress aus: "Marihuana ist die gewalterzeugendste Droge in der Geschichte der Menschheit" ... "in den USA gibt es 50-100'000 Marihuanaraucher, die meisten davon sind Neger, Mexikaner und Unterhaltungskünstler" Der "satanische" Jazz sei eine direkte Folge des Marihuanakonsums

Die Vogelfutter-Hersteller sagen vor dem Kongress: "Ohne Hanfsamen werden die Vögel nicht singen" (In der Folge wurden sterilisierte Hanfsamen aus dem asiatischen Raum importiert)

13. Juli 1937 USA: Anslingers berüchtigter Artikel "Marihuana - Assassin of Youth" erscheint im American Magazine

02. August 1937 USA: Präsident Roosevelt unterzeichnet den "Marihuana Tax Act";

01. Oktober 1937 USA: Der "Marihuana Tax Act" tritt in Kraft - Marihuana wird somit steuerpflichtig (100 Dollar je 30 Gramm); wer illegal damit Umgang treibt, kann fortan nach den scharfen Gesetzen für Steuerhinterziehung bestraft werden.

08. Oktober 1937 USA: Das erste Opfer des Marihuana Tax Act ist ein 58-jähriger Schwarzer, der für den Verkauf eines Joints vier Jahre Gefängnis und 1000 Dollar Busse kassiert

Wie sich später herausstellt, weiß außer einigen wenigen Politikern, einigen Reichen und Industriellen (allen voran Du Pont und Hearst), sowie einigen oberen Polizeivertretern zu diesem Zeitpunkt niemand, dass Hanf soeben verboten worden ist, aber die ganze Nation registriert das Verbot einer mexikanischen Mörderdroge.

1938 Du Pont, führend im Hanfölgeschäft, patentiert die Nylonfaser

03. Februar 1938 Der amerikanischen Öffentlichkeit wird mit dem Versprechen auf "Billionenschwere Ernteerträge" eine neuentwickelte Marihuana-Erntemaschine vorgestellt.

Jan. 1939 New Yorks Bürgermeister LaGuardia setzt eine Untersuchungskommission ein, die Verhaltensforschung bei den Kiffern in New York City betreiben soll

1940 USA: Die Ärztegesellschaft (AMA), die für Anslinger eine fachkundige "Gefahr" darstellte, hat sich - nicht zuletzt aufgrund massiver Drohungen - mit dem Hexenjäger arrangiert. Resultat: noch 1939 belangte das FBN mehr als 3000 Ärzte wegen dem Ausstellen illegaler Rezepte; zwischen 1939 und 1949 werden lediglich noch 3 Ärzte strafrechtlich verfolgt.

28. Dezember 1940 Der "New York Daily Worker" behauptet, Marihuanagebrauch führe zu "aufgedunsenem Gesicht, blutunterlaufenen Augen, Gliederschwäche und Zittern"

05. Juni 1941 Der erste Bericht zur THC-Synthese wird veröffentlicht (Roger Adams, J.of the Americ.Chem.soc.)

Der Automobilpionier Henry Ford stellt der Presse sein "Hanfmobil" vor; ein Auto, das aus Hanf hergestellt ist (Hanf-Kunststoffe für die Karosserie, Armaturen, textile Ausstattung) und mit Hanf betrieben wird. Ford hebt vor allem die im Vergleich zu benzinbetriebenen Autos überaus günstige CO2-Bilanz hervor.

1. November 1942 Cannabis wird aus der US Pharmacopeia gestrichen und verliert somit seine Habilitation als Medikament

1942 USA: Obwohl an allen Fronten gegen Marihuana polemisiert wird, wird im mittleren Westen eine eigentliche Hanf-Anbauschlacht geschlagen: auf 146.000 Morgen Land wird Hanf gesät; die Rüstungsindustrie braucht Rohstoff für Seilproduktionen. (Die japanische Regierung hatte Amerika den Sisal-Nachschub abgeklemmt und eine Weiterführung des Kriegs ohne Hanf war undenkbar: vom Schmieröl der Flugzeugtriebwerke über Gurten, Taue, Takelagen, Feuerwehrschläuche bis zu den Schuhnähten)

USA: Um die Bauern so richtig einzustimmen wird der wohl massivste Hanf-Werbefilm aller Zeiten produziert ( "Hemp for Victory"), in dem die Pflanze als eigentliches Weltwunder und patriotische Überlebensgarantie bezeichnet wird (im ganzen Film wird kein einziges Mal darauf verwiesen, dass es sich um dieselbe Pflanze handelt, gegen die in Nachbarkino "Reefer Madness" mobil macht).

Als besonderer Anreiz werden zudem Farmer und deren Söhne vom Wehrdienst befreit, wenn sie Hanf anbauen.

Anslinger wird Mitglied des Geheimkomitees, das dem OSS (Vorläufer der CIA) ein "Wahrheitsserum" beschaffen sollte und zu diesem Zweck an - zum grössten Teil nicht informierten - Soldaten und Zivilpersonen Versuche mit verschiedensten Drogen, v.a. auf Halluzinogenbasis unternimmt (Die Oeffentlichkeit erfährt von diesen Versuchen erst 1982,- sie gehen als CIA-Skandal in die Geschichte ein). 15 Monate lang experimentieren Anslinger und Konsorten mit Haschischöl, bevor sie zur Erkenntnis gelangen, dass die Substanz für militärische Anwendung nicht zu gebrauchen ist.

1943 USA: Die Bauern werden von der Regierung zum Konsum des Filmes "Hemp for Victory" verpflichtet, müssen den Kinobesuch mit ihrer Unterschrift bezeugen und erhalten noch eine Broschüre über Hanfanbau.

In Kentucky macht die Anbauschlacht selbst vor Studenten nicht halt: in einem an der Uni gestreuten Flugblatt (25.3.43) wird jeder einzelne aufgefordert, mindestens einen viertel Hektar - besser aber mehr - Hanf anzubauen.

CH: Der Hanfanbau ist seit Ende des ersten Weltkrieges kontinuierlich zurückgegangen (wegen Kunstfasern, Sisal usw.). Noch 2182 Pflanzer bauen insgesamt auf 55 ha an. Dem eidgen. Kriegs-Ernährungsamt wird eine Gruppe "Flachs und Hanf" angegliedert, welche den vernachlässigten Hanfanbau vorantreiben soll.

Europa: Der Krieg macht's möglich, überall in Europa wird der Hanfanbau wieder propagiert. Der deutsche Reichsnährstand gibt eine aufwendig gestaltete Lehrschrift ("Die lustige Hanffibel") heraus, das schwedische Landwirtschaftsministerium versucht, die Bürger mit der Broschüre "Svensk Hampodling" zum Cannabisanbau zu motivieren.

1944 USA: Der LaGuardia Report wird veröffentlicht. Zum Schrecken aller Prohibitionsfans widerlegt er sämtliche Vorurteile: Potrauchen führt nicht zu aggressivem oder asozialem Verhalten, die Persönlichkeit des Konsumenten wird nicht verändert und Beweise für Cannabis als Ursache kriminellen Verhaltens wurden keine gefunden.

Anslinger polemisiert weiter. Sein Mitarbeiter (Psychologieprofessor James Munch) entdeckt im Auftrag des FBN immer neue menschenbedrohende Gefahren des Hanfs, indem er sich darauf spezialisiert, komplexe und bis dato unerklärbare Krankheitsbilder monokausal zu erklären. Er findet heraus, dass Hanf irreversible Hirnschäden verursacht, die Zeugungsfähigkeit bei beiden Geschlechtern zerstört und dass ein einziger Joint monatelang Flashbacks verursachen kann. (Nach demselben Muster arbeitet später der Ägypter Nahas für die UNO). Die politischen Ultra-Rechten nutzen die Hysterie, um alle "verdächtigen Elemente" zu kriminalisieren; erst gesellschaftliche Randgruppen und Jazzmusiker, in späteren Jahren dann der Beat, die Liberalen und die Hippies.

Außerdem kündigt Anslinger an, er werde die Ärzte, die für den LaGuardia Report zuständig waren, sowie alle Wissenschaftler, die noch Untersuchungen über Cannabis publizieren würden, ins Gefängnis werfen lassen.

1945 Die AMA präsentiert Anslinger eine (von ihm bestellte) Studie, die besagt, dass sich 1944/45 34 schwarze und 1 weißer GI, die Marihuana geraucht hatten, gegenüber weißen Vorgesetzten ungebührlich benommen hatten.

1947 USA: die USA machen Anslinger zum Vorsitzenden der UN-Drogenkommission und dehnen damit die Politik der Polemik auf die ganze Welt aus.

1948 Die USA befindet sich mitten in der antikommunistischen Aera McCarthys. Anslinger begräbt seine "Mörderkraut-Geschichten" und passt sich der politischen Situation an: Fortan wird dem Kraut keine aggressionsfördernde Wirkung mehr angedichtet, sondern - viel schlimmer - es mache so friedlich und pazifistisch, dass dieses Rauschgift von Kommunisten dazu gebraucht würde, die Kampfmoral der amerikanischen Armee zu schwächen (Man erinnere sich: Anslingers Hauptargument gegen Cannabis bestand ein Jahr zuvor noch in der "gewalterzeugenden" Wirkung) Das eigentlich absurde an dieser 180-Grad-Wendung ist jedoch das Phänomen, dass Anslinger und sein Freund McCarthy dabei auch noch von der "freien" Presse unterstützt werden!

Pikantes Detail: Anslinger bekennt später in seinen Memoiren (The murderers), dass er McCarthy jahrelang mit illegalen Morphinen versorgt hatte. Ex-FBN-Agenten bestätigen dies. Begründung: Anslinger wollte vermeiden, dass der drogenabhängige Senator von den Kommunisten hätte erpresst werden können.

Nach Anhörung von Anslingers Ausführungen beschließt der Kongress einhellig die Beibehaltung der Marijuana-Repression und begründet dies mit dem exakten Gegenteil der ursprünglich maßgeblichen Behauptungen.

28. April 1948 USA: Das JAMA reagiert auf den "La Guardia Report" und fordert Politiker und Beamte auf, die "unkritische Studie zu ignorieren und auch weiterhin Marihuana als ernsthafte Bedrohung zu sehen"

1949 V.A. Reko publiziert eine grässliche "Studie" über Cannabis, die bis in die Siebziger-Jahre hinein immer wieder in Anti-Cannabis-Expertisen als Quelle zitiert wird.

10. Jänner 1949 Robert Mitchum gerät wegen Marihuanarauchens mit dem Gesetz in Konflikt.

                                               
                                                   Cannabis in den 1950er Jahren

1950 Eine UN-Studie schätzt die weltweite Zahl der Cannabis-KonsumentInnen auf etwa 200 Millionen


1951 USA: Nachdem Anslinger jahrelang behauptet hat, Haschisch sei "viel schlimmer als Heroin", behauptet er nun, die größte Gefahr bestünde darin, dass der durch Cannabis vermittelte Kitzel eines Tages nicht mehr ausreiche und die Kiffer dann zum gefährlicheren Heroin greifen. Damit war die "Schrittmachertheorie", die Mär von der "Einstiegsdroge Haschisch" geboren, die sich bis heute in einigen Politikerköpfen gehalten hat.

3. Oktober 1951 CH: Das Bundesgesetz über die Betäubungsmittel tritt in Kraft. Cannabis-Produkte sind ab sofort verboten, sofern sie für die Verwendung als Betäubungsmittel vorgesehen sind. Die schweizerische Pharmaindustrie hatte sich jedoch erfolgreich gegen die Aufnahme von Amphetaminen und Barbituraten zur Wehr gesetzt. In der Begründung der Notwendigkeit der Aufnahme von Cannabis wird die Befürchtung geäußert, dass "Haschisch oder Marihuana durch fremde Truppen in unsere Nachbarländer (G.I.s in D) und von dort aus in die Schweiz gelangen könnten". Man benimmt sich so, als käme die Droge nicht vom einheimischen Hanf.

1953 CH: Die "Schweizerische Medizinische Wochenschrift" wird hanfmässig politisiert: A. Abdulla veröffentlicht eine Artikel über die "Ägyptische Volksseuche Cannabis".

1954 Die WHO behauptet, Cannabis habe keinerlei therapeutischen Wert. (Die Stellungnahme wurde von Anslinger durchgedrückt).

Alice B. Toklas veröffentlicht in einem ihrer Kochbücher ein Hasch-Konfekt-Rezept "für Damen-Bridge-Clubs an regnerischen Nachmittagen". Die US-Ausgabe wird zensiert.

In Wien kostet ein Kilo "Schwarzer Afghane" 70 Franken

3. März 1954 D: "Die Welt" reportiert über den deutschen Drogenkonsum: "17.340 rauchen Marihuana" ... "Endstation solcher Spaziergänge in ein künstlich erzeugte Paradies sind fast immer das Zuchthaus, die Irrenanstalt oder der Friedhof"

1955 CH: Es gibt noch 66 Produzenten mit einer gesamten Anbaufläche von 1.1 ha (!) Auch in Deutschland verschwindet der Hanfanbau allmählich

1956 USA: Der Kongress verschärft den "Marihuana Tax Act": Das obligatorische Strafmass für Handel oder Weitergabe wird auf fünf Jahre Gefängnis erhöht.

1959 Die US Narcotics Commission startet ein Forschungsprogramm über Cannabis.

                                            Die Hanfkultur der 1960er Jahr

1960 In den USA werden 169 Marihuana-Prozesse geführt


1961 Anslinger schafft es, in der UNO die "Single Convention on Narcotic Drugs" durchzubringen, in der Cannabisprodukte den Opiaten gleichgestellt wird. "Zum Wohl der Menschheit" müssen sich die Unterzeichnerstaaten dazu verpflichten, innerhalb von 25 Jahren jeglichen Hanf-Anbau einzustellen.

In einem Interview freut sich Anslinger, dass Legalisierungsbefürworter künftig internationalem Recht gegenüberstünden und so kaum Chancen auf Erfolg hätten. Zudem sei das weltweite Marihuana-Verbot primär eine politische Machtdemo der USA.

Anslingers Memoirenbuch "The Murderers - The Story of the Narcotic Gangs" erscheint bei Farrar, Straus & Cudahy, New York.

1962 USA: Anslinger scheidet im Alter von 70 Jahren aus dem Bureau of Narcotics (FBN) aus, bleibt jedoch weiterhin US-Delegierter bei der UN Narcotics Mission.

Ein Nebeneffekt von Anslingers Rücktritt besteht darin, dass in den USA die seit 1944 verbotene Forschung nach medizinischen Anwendungen von Cannabis wieder aufgenommen werden kann. Die nächsten 15 Jahre vergeht kaum ein Tag, an dem nicht neue medizinisch-therapeuthische Anwendungen vorgestellt werden, oder über positive Erfahrungen bei laufenden Studien berichtet wird.

USA: Grundsatzurteil des obersten Gerichtshofes: Drogenabhängigkeit ist kein Verbrechen, sondern eine Krankheit

John F. Kennedy ist der erste US-Präsident in diesem Jahrhundert, von dem man weiß, dass er Hasch raucht. Er nutzt die Droge primär zur Linderung seiner Rückenschmerzen.

1963 USA: Das FBN berichtet von einer neuentdeckten Gefahr des Cannabiskonsums: dem "Amotivationssyndrom"

20. April 1964 Mechoulam und Gaoni publizieren die chemische Struktur von Delta-9-THC

16. August 1964 USA: Die LeMar (Legalize Marijuana) wird gegründet

1966 CH: Erste Verzeigung eines Cannabiskonsumenten in der Schweiz

22. Jänner 1966 Hively, Mosher und Hoffnann beschreiben im Journal of the American Chemical Society die erstmals erfolgte Isolation eines zweiten psychoaktiven Cannabis-Wirkstoffes (D-6-THC)

11. März 1966 USA: Timothy Leary wird wegen Besitzes von ca. 85 Gramm Marihuana zu 30 Jahren (!) Gefängnis verurteilt

1967 Deutschland: Die protestierenden Studenten kiffen und die Regierung entdeckt das Cannabisverbot als Disziplinierungsmassnahme gegen die unbequeme Opposition. In der Folge wird Hanf erst recht zum Symbol der Gegenkultur und als solches sehr schnell vermarktet.

In Mitteleuropa wird die Kampagne Anslingers wiederholt, allerdings mit wesentlich weniger Mordstories. Es findet sich jedoch schnell ein Stab von Wissenschaftlern, die bereit sind, Gefälligkeitsgutachten zu liefern, bzw. die von Anslinger in Auftrag gegebenen Hetzpamphlete kritiklos zu übersetzen (speziell Wolfram Keup, Dornbusch und - anfangs auch - Täschner machen sich so einen Namen; letzterer gesteht einige Jahre später ein, dass dabei politische Motive im Vordergrund standen).

Die sog. wissenschaftliche Hetzjagd beginnt: Keup entdeckt in Berlin "alarmierende Fälle von Haschisch-Entzugspsychosen"

USA: Der Strassenmusiker und "Politkiffer" David Peel begründet eine "Legalize Marijuana Campaign" und untermauert seine Forderungen in den folgenden Jahren mit einigen, der Regierung höchst unsympathischen Alben.

24. Juli 1967 In der Londoner "Times" erscheint ein ganzseitiges Inserat der britischen Ärztekammer, unterschrieben von allem, was in der britischen Medizinwelt Rang und Namen hat: "Das Gesetz gegen Marihuana ist amoralisch vom Prinzip her und undurchführbar in der Praxis"

8. Oktober 1967 USA: Die Rektorin einer kalifornischen Grundschule wird vom Dienst suspendiert, nachdem sie zugegeben hat, seit 1949 täglich Pot zu rauchen.

21. Oktober 1967 USA: Marsch zum Pentagon und Smoke-In für den Frieden

1968 Die UNESCO verabschiedet eine Resolution, in der alle betroffenen Länder aufgefordert werden, strikt gegen Marihuana vorzugehen, die Forschung voranzutreiben und sich effektiv mit dem öffentlichen Interesse auseinanderzusetzen, das für eine Legalisierung oder gar Tolerierung des nicht-medizinischen Gebrauchs von Cannabis eintritt

D: Das Opiumgesetz wird mit speziellen Erwähnungen des Hanfes ergänzt.

Weltweit sind bisher über 2000 Arbeiten zur Hanfdroge bekannt.

In aller Welt laufen neue Forschungsprojekte an

In England publiziert die Untersuchungskommission für Drogenabhängigkeit den Wootton-Report. Er bestätigt die bisherigen grossen Berichte (Indische Hanf-Kommission von 1894; Militär-Kommission in Panama, 1925 und 1931; LaGuardia-Report von 1944)

USA: Das Federal Bureau of Narcotics wird dem Justizministerium unterstellt und fusioniert mit dem HEW Bureau for Drug Abuse Control zum Bureau of Narcotics and Dangerous Drugs

D/CH: Die Medien steigen in den neuentdeckten Anti-Cannabis-Krieg im Sex-and-Crime-Stil ein. Dabei wird immer der Eindruck erweckt, bei Hanf handle es sich um eine gefährliche exotische Droge, die im mitteleuropäischen Klima nicht gedeihen könnte.

CH: Die Hanfverteufelung schwappt nach den Mai-Unruhen auf die Schweiz über. Dieselben Kreise wie in den USA und in Deutschland zeigen sich über dieselben Phänomene (Jugendprotest) verunsichert und greifen zu den selben disziplinarischen Maßnahmen (Durchsetzung des Hanfverbots), um die Bewegung zu kriminalisieren. 123 Cannabisfreunde werden dem Richter zugeführt, eine für die Schweiz noch nie da gewesene Anzahl ... die überwiegende Mehrheit aus den Reihen der demonstrierenden Studenten. Hanfgenuss erhält dadurch auch hierzulande sofort Protestcharakter.

19. September 1968 USA: Thimothy Leary gibt die Gründung der "League of Spiritual Discovery" (LSD) bekannt, einer Religion, deren Sakramente LSD, Peyote und Marihuana sind (in den USA steht die Religionsfreiheit, inklusive der Ausübung der entsprechenden Riten, über den Gesetzen).

14. April 1968 San Francisco: Der Streifenpolizist Richard Bergess ("Sergeant Sunshine") zündet sich auf der Treppe des Gerichtsgebäudes einen Joint an und wird auf der Stelle verhaftet

19. April 1968 Zinberg, Weil und Nelsen beginnen an der Bostoner Universität mit Versuchen zur Wirkung hoher Marihuana-Dosen und realisieren damit erstmals die Prinzipien moderner Drogentests

9. Juli 1968 USA: Die US-Regierung verbietet Handel und Herstellung von synthetischem Cannabis

20. August 1968 USA: Lee Otis Johnson, Chef des Houston SNCC bietet einem RD-Beamten einen Joint an, wird festgenommen und später zu 30 Jahren Gefängnis verurteilt.

Oktober 1968 In den USA erscheint die erste Dope-Zeitung (Marijuana Rewiew)

15. Oktober 1968 USA: Das FBI leitet eine Großaktion gegen ein Phantom ein: Ein mysteriöser "Johnny Pot" durchstreift die Lande und sät überall Cannabis aus..

18. Oktober 1968 Scotland Yard findet in John Lennons Wohnung Material für 40 Joints: 360 Pfund Strafe

1969 Die WHO stellt fest, Cannabis erzeuge keinerlei physische Abhängigkeit, empfiehlt aber dennoch weiterhin die gesetzliche Kontrolle

CH: Die Basler Psychiatrieprofessoren Battegay und Ladewig, die sich in den folgenden Jahren den Ruf nationaler Drogenexperten erwerben, publizieren ihre erste große Studie über Haschisch: "Zur Drogenabhängigkeit vom Typ Cannabis".

USA: Anlässlich eines Prozesses gegen Timothy Leary stellt der oberste Gerichtshof fest, dass der "Marihuana Tax Act" gegen den 5. Verfassungszusatz (Garantie gegen Selbstbeschuldigung) verstößt, und hebt ihn auf

USA: Anslingers wichtigste "wissenschaftliche Referenz", der Psychiater Munch, macht eine 180-Grad-Wendung und erklärt in einem Gerichtsgutachten: "Die Annnahme, Marihuana würde die Persönlichkeit beeinflussen, gehört zu den Annahmen der Vergangenheit und wurde durch die neuere Forschung widerlegt"

USA: Die AMORPHIA (Cannabis Coorporation) wird gegründet

D: In Berlin macht eine anarchistische Bewegung, die zeitweise bis zu 1000 Personen umfasst, von sich reden: der "Zentralrat der herumschweifenden Haschrebellen"

13. Jänner 1969 Die amerikanische Regierung gibt bekannt, dass sie Cannabis zu Forschungszwecken anbauen wird

15. Mai 1969 USA, Berkeley: Der People's Park wird besetzt

28. Mai 1969 GB: Mick Jagger wird in London wegen Haschischbesitzes verhaftet

September 1969 USA: Nixon lanciert die "Operation Intercept", die bisher größte Polizeiaktion gegen den Marihuanaschmuggel aus Mexiko; nach nur 20 Tagen wird die Operation wieder abgebrochen.

24. September 1969 USA: Auf einer Pressekonferenz erklärt Präsident Nixon den "War On Drugs".

                                         Der Hanf in den 70ern des 20. JahrhundertsIn den Städten schießen Anfangs der siebziger die Head-Shops mit reichem Angebot aus dem Boden. Bis dahin wurde beispielsweise auch vom Schweizer Zoll das Mitführen von Haschisch nicht kontrolliert. Ende der 60er, anfangs der 70er Jahre des 20. Jahrhunderts, als Cannabis vermehrt thematisiert wurde, tritt erst auch in der sonst in dieser Beziehung liberalen Schweiz zuerst eine Verunsicherung der Bevölkerung und dann eine Ablehnung gegen den Hanf ein.


Die 1970er





Amsterdam (NL) und Christiania (DK) werden zum Mekka für repressionsgeplagte Deutsche.



Die enorm aufgekeimte Diskussion um Haschisch und der nicht zuletzt durch die UNESCO-Resolution von 1968 initiierte Wunsch der Politiker nach Expertisen sorgt dafür, dass die internationale Fachpresse in diesen Jahren von einer massiven Flut wissenschaftlicher Publikationen überschwemmt wird.



Dabei galt allgemein, dass Forschungen um etwaige schädliche Folgen aus dem Konsum von Cannabis abzuleiten Finanziell bevorzugt wurden. Projekte zur Untersuchung von positiven Eigenschaften wurden durch gesetzliche Vorschriften regelrecht blockiert und auch finanzielle Zuwendungen gab es kaum.



1970 Gabriel Nahas, seines Zeichens hyperventilierender Hanfverteufler, tritt Anslingers Nachfolge als Sonderberater der Narkotika-Kommission der UNO an. Währenddem aufgrund wissenschaftlicher Erkenntnisse die Stimmung gegenüber Cannabis wieder langsam umschlägt, verfestigt sich der Geist der Repression in der UNO.

USA: Nahas diagnostiziert an erstickten Affen Hirnschäden und schiebt sie zugeführtem Cannabis zu. Nahas, der sich selbst als engagierter Haschischfeind bezeichnet, behauptet, in Europa würde das Rauchen einiger Joints als landläufige Selbstmordmethode angewendet. Die Aussage wird als fundierte Fachaussage eines Experten verbreitet.



D: Hans-Georg Behr publiziert das "Haschisch-Kochbuch", das durch teure und aufwendige Gestaltung, sowie durch Rezepte, deren Haschischgehalt mindestens zehnmal zu hoch angesetzt ist, auffällt. Behr versteht das Buch als Persiflage auf Kosten der Schickeria-Kiffer, wird aber von der Szene und der Polizei sehr ernst genommen.



USA: Prozess gegen Leutnant Calley, der in Vietnam die gesamte Bevölkerung des Dorfes My Lai massakrieren ließ. Der als Sachverständige geladene James Munch sagte vor Gericht aus, Calley habe drei Tage vorher einen Joint geraucht.



1. April 1970 USA: Peter Lemon wird mit der "Congressional Medal of Honor" ausgezeichnet. Er hatte völlig bekifft zwei Vietkong-Angriffe zurückgeschlagen

1. Mai 1970 USA: In Ann Arbor, Michigan, wird der erste Nationale Marihuana-Tag ausgerufen und gebührend gefeiert

30. Juni 1970 USA: Der "Federal Marihuana & Health Reporting Act" tritt in Kraft

4. Juli 1970 USA: In Washington DC findet das erste Smoke-In zum Nationalfeiertag statt; 20'000 TeilnehmerInnen.

9. August 1970 USA: Nach Presseberichten leidet der Alkoholumsatz wegen des Cannabiskonsums

September 1970 USA: am Zoll werden Hasch-Hunde eingesetzt

Oktober 1970 USA: Der Kongress verabschiedet ein Gesetz, das die Strafen für professionelle Dealer anhebt, jedoch mildere Strafen für Marihuanahändler ermöglicht.

1. Oktober 1970 USA: Gründung der NORML (National Organization for Reform of Marihuana Law)

1971 D: Wolfram Keup wärmt Anslingers "Einstiegs-Theorie" als "Domino-Theorie" auf

USA: Richard Nixon beauftragt das FBI, John Lennon sechs Monate lang rund um die Uhr zu überwachen, weil dieser ein Konzert für die Freilassung von John Sinclair gegeben hatte, welcher wegen des Besitzes von 2 Joints zu 5 Jahren Knast verurteilt worden war.

Die "Medical World News" vermelden: "Marihuana ist vermutlich das wirkungsvollste, der Medizin gegenwärtig bekannte Antiepileptikum."

7. August 1971 CAN: Im Bezirk Gastown in Vancouver findet eine Andidrogengesetz-Demo mit Smoke-In unter Beteiligung amerikanischer Kiffer-Prominenz statt. Das ist an sich nichts außergewöhnliches. In die kanadische Geschichte geht es jedoch ein, weil beim bewachenden Polizeitrupp bei Pferd und Reiter die Nerven durchgehen und das friedliche Happening zu einer wüsten Schlacht eskaliert, an der nicht nur die Polizei, sondern auch "anständige Bürger" die Gelegenheit wahrnehmen, einmal Hippies so richtig verdreschen zu können...

Dezember 1971 USA: Presseberichten zufolge experimentieren mehrere große Arzneimittelfirmen mit Cannabis-Substanzen (z.B. Lilly)

22. Dezember 1971 D: Die Cannabisbestimmungen des alten Opiumgesetzes werden in das neue Betäubungsmittelgesetz übernommen.

Tags darauf unterzeichnet die BRD die Single Convention.

1972 CAN: Das Le Dain Komittee legt seinen Report über nicht-medizinischen Cannabis-Gebrauch vor

UNO: Nahas behauptet, Cannabiskonsum führe zu irreparablen Gehirnschäden und einem vorzeitigen Altern um Jahrzehnte

22. März 1972 USA: Die amerikanische Kommission für Marihuana und Drogen-Missbrauch empfiehlt, Gefängnis- und Geldstrafen für Marihuanagebrauch abzuschaffen, der private Gebrauch soll legalisiert werden.

16. April 1972 USA: Der Stadtrat von Ann Arbor (Michigan) zeigt Mitleid mit den KifferInnen: Die Strafe für Konsum, Besitz und Verkauf von Marijuana wird auf symbolische 5 Dollar reduziert.

22. Juni 1972 USA: Ronald Reagan prophezeit: "Sobald ihr sie (Marihuana-Zigaretten) legalisiert habt, werdet ihr sie auf großen Plakatwänden haben, und wie Zigaretten in Automaten!"

28. November 1972 USA: William Buckley (bekannter konservativer Kolumnist und Autor) fordert die Entkriminalisierung von Marihuana

29. November 1972 USA: Die Consumers Union empfiehlt nach fünfjährigen Studien die sofortige Annullierung aller Bundes- und Staatsgesetze gegen Marihuana

1973 MEX: Mexiko beginnt mit der Besprühung von Cannabis-Feldern mit Paraquat

COL: In Kolumbien wird ein 50 Meilen langes Tal mit voller Cannabis von der Polizei abgefackelt

UNO: Nahas behauptet, dass der Konsum selbst kleiner Cannabismengen zu schweren Fehlgeburten (Kinder mit mehreren Köpfen) führen könne und dass sich dies ohne weiteren Konsum selbst mit einer Verzögerung von einer Generation einstellen könne.

1. Juli 1973 USA: Das Justizministerium hebt seine neue Drogenpolizei aus der Taufe: die "Drug Enforcement Administration" (DEA)

5. Oktober 1973 USA: In Oregon tritt das liberale Marihuana-Dekrim-Gesetz in Kraft.

1974 USA: NORML und AMORPHIA fusionieren

UNO: Nahas verbreitet, Cannabis mache Männer impotent und Frauen unfruchtbar

USA: Gouverneur Reagan bestellt ein Marihuana-Gutachten und Dr. Heath fügt einigen Affen eine CO-Vergiftung zu, die er dann als Marihuana-Schädigung verkauft

2. Juni 1974 USA: Die erste Ausgabe der "High Times" kommt an die Kioske. 45'000 Exemplare werden verkauft.

1975 UNO: Nahas verbreitet, Cannabiskonsum lasse den Männern Brüste und den Frauen Schnäuze wachsen.

CH: Die BMG-Revision wird rechtswirksam. Cannabis und Opiate bleiben gleichgestellt; neu wird auch der Drogenkonsum strafbar (offiziell um die bisherige Rechtsunsicherheit zu beheben)

USA: das Landwirtschaftsministerium warnt das Außenministerium davor, weiterhin Paraquat in Mexiko einzusetzen. Angesichts der relativen Ungefährlichkeit von Cannabis sei der Einsatz des hochgiftigen Herbizides nicht zu rechtfertigen

Alaska schafft die Strafverfolgung von Marihuana-Besitz ab

Indiana erlässt ein Gesetz, das die Strafen für Marihuanabesitz reduziert, jedoch den Handel mit Paraphernalia verbietet

Die medizinische Cannabis-Forschung entdeckt die Brechreizlindernde Wirkung von Cannabis bei Chemotherapien. Die gute Wirkung und das Fehlen schädlicher Nebenwirkungen lassen Cannabis konkurrenzlos dastehen

An einer Tagung in Kalifornien treffen sich fast alle namhaften Cannabisforscher, um die vergangenen 15 Jahre zu bilanzieren. Man ist sich einig, dass Cannabis bis Mitte der 80er zu einem der verbreitetsten Medikamente avancieren dürfte, fordert mehr Forschungsgelder, sowie eine breite Aufklärungskampagne, um die Bevölkerung von den Verleumdungen der vergangenen 50 Jahren zu "heilen". Die vielversprechendsten Resultate wurden gefunden bei der Behandlung von Asthma, Grünem Star, Tumoren, Epilepsie, Uebelkeit, Arthritis, Herpes, Rheumatismus, Lungenreinigung (Sekretlösung), Lungenephysemen, Schlaf/Entspannung, Depressionen usw.

NL: seit dem Frühling 75 gibt der Sohn der Gesundheitsministerin über den privaten holländischen Sender Hilversum täglich die aktuellen Haschischpreise bekannt (wird nur 1978 für kurze Zeit abgesetzt)

Holland passt seine Gesetzeshandhabung der Situation an; der Besitz von bis zu 30 g Haschisch gilt fortan nicht mehr als Vergehen, sondern nur noch als Ordnungswidrigkeit, die

9. Juni 1975 USA: "The Marijuana Grower's Guide", das klassische Handbuch für Züchter, wird veröffentlicht.

10. August 1975 USA: Betty Ford (First Lady) erklärt, ihre Kinder hätten "wahrscheinlich Marihuana geraucht" und sie hätte es sicher auch probiert, wenn es in ihrer Jugend populär gewesen wäre.

25. September 1975 USA: Präsident Fords Drogenkommission empfiehlt, der Durchsetzung der Marihuana-Gesetze geringere Priorität beizumessen

14. November 1975 USA: Henry J. Anslinger stirbt

22. November 1975 USA: In Ohio tritt das Marihuana-Dekrimin-Gesetz in Kraft

1976 Jamaika: Peter Tosh schafft mit seinem Hit "Legalize it" eine neue Hymne für Cannabis-LiebhaberInnen

USA: 36 Millionen US-Bürger haben Cannabis geraucht

USA: Die Pharma-Industrie gelangt mit einer Petition an die Regierung und verlangt, der Cannabisforschung die Gelder zu entziehen, und wird erhört. Die Cannabis-Forschung stirbt ein weiteres mal.

Die führenden Pharmafirmen hatten - aufgeschreckt durch die Erfolgsmeldungen aus der Cannabisforschung - durch interne Studien ermittelt, dass ihnen allein in den USA jährliche Umsatzeinbussen von einigen hundert Millionen Dollar drohten. In der Folge übernimmt und finanziert die Pharmaindustrie sämtliche Forschungen zur Synthese von THC, CBD, CBN usw.; "Eli Lilly" bringt dann auch zwei Präparate auf den Markt (Nabilone und Marinol), deren Wirksamkeit jedoch nicht annähernd an die der Drogen aus Pflanzenmaterial heranreicht.

18. Juni 1976 USA: Gouverneur Longley unterzeichnet Gesetzesvorlage zur Entkriminalisierung von Marihuana im Bundesstaat Maine

1. Jänner 1976 Die kalifornische Marihuanagesetz-Reform tritt in Kraft

27. Jänner 1976 An der "Conference on Chronic Cannabis Use" der New Yorker Academy of Sciences werden Forschungsberichte vorgelegt, gemäss denen Cannabis keine schwerwiegenden schädlichen Nebenwirkungen auf den menschlichen Körper, seine Funktionen oder das Gehirn hat.

1976 UNO: Nahas behauptet, CannabiskonsumentInnen würden unausweichlich an Krebs sterben

11. Februar 1976 USA: Nach einer Mitteilung des "National Institute on Drug Abuse" haben mehr als die Hälfte aller 18-25jährigen AmerikanerInnen schon gekifft

12. Februar 1976 Schlagzeile in der New York Times: "Steigende Marihuana-Preise durch zunehmenden Marihuana-Gebrauch in den wohlhabenden Bevölkerungsschichten"

19. Februar 1976 Hawaii: Marihuana überrundet Zuckerrohr als einträglichster Exportartikel

15. Juni 1976 USA: Die Democratic Party lehnt es ab, einen Antrag für die Marihuana-Liberalisierung ins Parteiprogramm aufzunehmen.

2. September 1976 USA: Jimmy Carters Frau Rosalynn erzählt der Presse, dass ihre Söhne kiffen

23. November 1976 USA: Gemäss einer HEW-Studie kiffen 53 % der High School Kids

24. November 1976 USA Robert Randall erhält von der US-Regierung die offizielle Erlaubnis, seinen Glaukom durch Marihuanarauchen zu behandeln.

1977 Die US-Regierung warnt Cannabis-KonsumentInnen vor Paraquatverseuchtem Dope. Legalisierungsgruppierungen richten Analyse-Service-stellen ein.

USA: 10 Staaten haben Marihuana dekriminalisiert: Alaska, California, Colorado, Maine, Minnesota, Mississippi, New York, North Carolina, Ohio und Oregon

USA: Der als Drogenhardliner bekannte George Bush verlässt seinen Chefsessel beim CIA und wird Direktor beim Pharmaunternehmen "Eli Lilly"

UNO: Nahas alljährliche Horrorstory berichtet diesmal von Chromosomenbrüchen nach Cannabiskonsum (er hatte allerdings die Petrischalen vor dem Betrachten im Mikroskop 16 Stunden bei Raumtemperatur stehen lassen, bei der Beurteilung befanden sich die Spermapräparate bereits in einem Auflösungszustand)

8. Jänner 1977 D: Einer der ersten größeren Drogenhandelsprozesse in Karlsruhe beginnt: angeklagt ist der Leiter des Rauschgiftdezernates, er soll drei Jahre lang in großem Stil gedealt haben

4. Februar 1977 USA: Robert L. DuPont, Chef des "National Institute on Drug Abuse" fordert die Legalisierung des Marihuana-Anbaus zum Eigenkonsum.

17. Mai 1977 USA: gemäß einer Umfrage des Gallup-Institutes sind 53 % der AmerikanerInnen für Straffreiheit für kleine Cannabis-Mengen

16. Juni 1977 USA: Wegen steigender Zuckerpreise satteln die Schwarzbrenner auf Marihuana-Anbau um.

20. Juni 1977 USA: Gouverneur Carey unterzeichnet New Yorks Dekrim-Gesetz

3. August 1977 USA: Präsident Carter empfiehlt dem Kongress, auf Bundesebene die Strafverfolgung von Marihuana in geringen Mengen abzuschaffen.

Zitat aus Carter's Rede: "Die Strafe für den Gebrauch einer Droge sollte nicht schädlicher sein, als die Droge selbst. Wo das der Fall ist, muss es geändert werden. Nirgendwo ist dies eindeutiger als bei Haschisch und Marihuana."

6. November 1977 USA: "Day on the Grass"-Smoke-In in San Francisco

13. November 1977 USA: Die "American Medical Association" und die "American Bar Association" gelangen mit der Bitte, die Bestrafung des Umgangs mit Cannabis zum Eigenbedarf aufzuheben.

16. Dezember 1977 USA: Erstmals wird bei amtlichen Untersuchungen von Marihuana aus Arizona und California der hochgiftige Unkrautvertilger Paraquat festgestellt (es stellt sich heraus, dass US-Antidrogenbehörden mexikanische Felder mit Paraquat besprühen)

1978 USA: Marihuana ist - in Dollars gerechnet - nach Autos der zweitgrößte Importartikel; weit vor Kaffee, Spirituosen und Holz. JedeR Dritte hat schon einmal gekifft und 10-20% (je nach Quelle) rauchen und kaufen Pot regelmäßig (bezogen auf die Gesamtbevölkerung)

UNO: Nahas berichtet von "sozialer Deprivation durch Zerstörung der entsprechenden Gehirnzentren" nach Cannabiskonsum.

7. Februar 1978 Ein Marktforscher stellt im "San Francisco Chronicle" fest: "Weitverbreiteter Marihuanagebrauch schädigt die Spirituosenindustrie"

21. Februar 1978 New Mexico: Lynn Pierson ist die erste Patientin, der das neue Gesetz, das Marihuana für medizinische Anwendung erlaubt, zugute kommt.

22. Juli 1978 USA: Sieben Stabsmitglieder im Weißen Haus bekennen sich zum regelmäßigen Kiffen (Rosalynn Carter erklärt daraufhin, dass es im Weißen Haus kein Drogenproblem gebe).

17. September 1978 USA: Gemäß DEA ist Marihuana nach General Motors und Exxon das drittgrößte Business der USA

7. November 1978 USA: Bei einer Umfrage in San Francisco sprechen sich 57% für die Cannabis-Legalisierung aus

1. Dezember 1978 USA: In New Mexico wird Krebspatienten bei der Chemotherapie Cannabis verabreicht.

1979 UNO: Nahas setzt seine gesammelten Erfindungen und Manipulationen der letzten 10 Jahre als medizinische Fakten in den UN-Suchtstoffbericht. Wissenschaftler schütteln die Köpfe, die Repressionsbefürworter jubilieren. Zwischen 1970 und 1980 werden weltweit 97 Untersuchungen zur Frage einer allfälligen Cannabis-Sucht angestellt. 94 davon verlaufen negativ, 3 positiv. Wen wundert es, das in der Folge praktisch ausschließlich letztere 3 von Politikern zitiert werden.

Die ICAR (International Cannabis Alliance for Reform) erhält einen Beobachtungsstatus vor der "UN-Alliance on Crime Prevention and Criminal Justice"

                                          Cannabis in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts
1980-1985 CH: Im schweizerischen Mittelland wird mit Unterstützung des Bundes mit Drogenhanf-Saatgut ein ungeschütztes Freiland-Anbauexperiment durchgeführt (Thomas Kessler),- mit sensationellen Ergebnissen


CH: Zwischen 1980 und 1982 formieren sich im ganzen Land Legalisierungsbewegungen, wie z.B. die "Aktion freies Cannabis" (BS), das "CDC - Cannabis-DokumentationsCenter" (BS), das "CHIT - Comite helvetique pour l'introduction du Tetrahydrocannabinol" (GE/VD), die "Coordination Legalize It!" (ZH), das "Sekretariat für Rechtsgleichheit im Drogenkonsum" (ZH), die "AG Legalize" (BE), der "Verein für freie Drogeninformation" (BE), usw.

Der Mobilisierung von AktivistInnen kommt zugute, dass viele "Bewegte" in dieser von wöchentlichen Tränengasorgien geprägten Zeit ("AJZ-Krawalle") so richtig Bock auf frech - frisch - friedliche Happenings haben.

(Bei den meisten Legalisierungs-Gruppierungen ist jedoch nach einigen Monaten voller endloser Sitzungen und einiger Flugblatt- oder Zeitungsproduktionen die Luft draußen.)

Überhaupt ist Cannabis Anfangs der 80er ein großes Thema; aufsehen erregende Gerichtsurteile, breit publizierte Gutachten, und viel Aktivität an der Hanffront sorgen für beinahe konstante Präsenz in den Medien. Kaum jemand, der nicht seinen Hanfgarten darauf verwetten würde, dass die Legalisierung in den nächsten 3-5 Jahren Realität wird.

7. Februar 1980 D: Das "Symposium Drogenpolitik" an der Universität Bremen fordert in seiner Schlussresolution die Entkriminalisierung des Umgangs mit Cannabis.

März 1980 USA: Das Magazin "High-Times" reportiert das Drogenkonsumverhalten in Amerikas Spitzenpolitik, u.a. werden Dave Quayles Marihuana-Zeit am College und die kalifornischen Joints der Familie Reagan erwähnt.

12. April 1980 CH: In Basel findet das erste groß angelegte und polizeilich bewilligte "Treffen der Cannabis-Freunde" auf dem Barfüsserplatz statt (= Smoke-In); ca. 800 Leute kiffen um die Wette

27. Mai 1980 CH: Das Bundesamt für Gesundheitswesen (BAG) rät dem Eidg. Departement des Innern von Überlegungen hinsichtlich einer Liberalisierung der Cannabisgesetzgebung ab.

3. September 1980 CH: Der Autor der ersten schweizerischen Broschüre über Cannabisgebrauch, -Anbau und -Kultur bekommt Besuch von der Polizei, die Graspflanzen beschlagnahmen, sowie 1000 Exemplare der beanstandeten Broschüre "Grass macht Spass". Im Dezember wird er zu 10 Tagen Haft bedingt und 600 Fr. Gerichtskosten verurteilt. (Grund: Bekanntgabe von Mitteln und Wegen zum Drogenkonsum)

1980-1982 CH: Es fällt auf, dass die Verfahren wegen Haschischkonsum gegen Mitglieder der "Bewegungen" explosionsartig zunehmen. Einmal mehr wird das Cannabisverbot zur Disziplinierung ungeliebter Bevölkerungskreise eingesetzt.

1981 USA: Ronald Reagen macht den "erbitterten Marihuana-Gegner" (Selbsteinschätzung) und früheren CIA-Direktor George Bush zum Direktor der Drogenverfolgungsbehörde (bis 1988). Bush gilt als Lobbyist der Pharmaindustrie (seit 1977 Direktor bei "Eli Lilly", Grossaktionär bei verschiedenen Pharma-Firmen, z.B. "Abbott-Laboratorie", "Bristol-Myers" und "Pfizer"). Einmal mehr steht der Rehabilitierung der medizinalen Anwendung von Cannabis ein einflussreicher Politiker im Weg.

Das Engagement von Bush im Pharmasektor ist insofern von Bedeutung, als dass diese Branche alles andere als begeistert von der immer lauter ertönenden Forderung ist, das Naturprodukt Cannabis zu medizinischen Zwecken zuzulassen. Lag der Wirtschaftskonflikt anfangs des Jahrhunderts zwischen Hanf und Petrochemie, so ist es jetzt vor allem die Pharmaindustrie, die um Pfründe fürchtet.

Die WHO zieht Bilanz: weltweit gebe es 437,5 Millionen CannabiskonsumentInnen. Die Zahl der bei der WHO registrierten Cannabis-ExpertInnen liegt bei 12'732

17. März 1981 CH: Die National- und Ständerätliche Kommission empfängt die Petitionäre von "Rechtsgleichheit beim Drogenkonsum" im Bundeshaus, hört sich unverbindlich freundlich die Anliegen an und befingert verlegen die überreichten Joints.

25. April 1981 CH: Auf dem Barfi in Basel findet das "2. Traditionelle Frühlings-Treffen der Cannabis-Freunde statt"

9. Mai 1981 CH: In Lausanne (VD) findet das 1. Westschweizer "Cannabis-Fest" statt. Der Polizeivorsteher bewilligt das Happening mit der Begründung, dass zwar das Rauchen von Cannabis verboten sei, nicht aber dessen Verwendung "zu ästhetischen Zwecken" Als sich dann trotzdem dicke Rauchschwaden über der Veranstaltung ausbreiten, kesselt die empörte Polizei die SünderInnen ein und vermerkt zornig im Rapport, dass die Veranstaltungsbewilligung auf das schändlichste missbraucht worden sei.

Juni 1981 D: Das Betriebsfest des Frankfurter Rauschgiftdezernates artet aus: Ein Beamter (ex-Bäcker) hat 300 Gramm (!) Haschisch aus beschlagnahmten Beständen in Gebäck und Kuchen eingearbeitet und seinen Kollegen serviert (5 landen im Krankenhaus).

06. Juni 1981 CH: Auf dem Bundesplatz in Bern findet das erste nationale "Treffen der Cannabis-Freunde" statt. Am späteren Nachmittag verschmilzt das Smoke-in mit einer Anti-AKW-Demo zu einer unüberschaubaren qualmenden Masse: unter dem Motto "Dampfen können wir selber" wird gegen Kühltürme und für Wasserpfeifen manifestiert.

USA: Der weltweit anerkannte Cannabis-Forscher Mechoulam schätzt, dass Marihuana im Falle einer Legalisierung sofort 10-20 % aller Medikamente ersetzen würde, längerfristig könnten 40-50 % aller Medis Cannabis-Inhaltsstoffe enthalten

1. Jänner 1982 D: Das neue deutsche Betäubungsmittelgesetz tritt in Kraft. Cannabis und seine Derivate stehen an erster Stelle in der Liste nicht verkehrsfähiger Drogen. Neu sind nun nicht mehr nur die psychotropen Teile der Pflanze verboten - das ganze Gewächs von der Wurzel bis zur Blütenspitze unterliegt nun der Prohibition.

10. März 1982 CH: Die Lausanner Behörden lehnen ein Gesuch für eine Neuauflage des "Cannabis-Festes" der Bewegung "Lausanne bouge" entschieden ab. Die VeranstalterInnen ziehen den Fall vor das Bundesgericht (Entscheid vom 7.12.82: Die Absage war aufgrund der Vorfälle von 1981 korrekt).

8. Mai 1982 CH: Auf dem Barfi in Basel findet das "3. Traditionelle Frühlings-Treffen der Cannabis-Freunde statt" (über dem sich eine dicke Rauchwolke ausbreitet)

September 1982 USA: Das Magazim Omni hält fest, dass Nabilone verglichen mit naturgewachsenem Marihuana "nutzlos" ist und mokiert sich über die millionenschweren Forschungsprojekte der Pharmakonzerne.

September 1983 USA: Die Reagan/Bush-Regierung sondiert bei Bibliothenken und Universitäten, inwieweit die Möglichkeit besteht, die gesamten Materialien und Protokolle der Cannabis-Forschung aus den Jahren 1966-1976 dem Zugriff der Öffentlichkeit zu entziehen. WissenschaftlerInnen und MitarbeiterInnen finden das Unterfangen derart lächerlich, dass die Regierung schließlich darauf verzichtet (Dennoch sind seither große Mengen an Material aus Bibliotheken und Archiven verschwunden, z.B. das Original des Films "Hanf für den Sieg"; bis ins Jahr 1958 zurück sind zudem sämtliche Erwähnungen des Films aus den offiziellen Dokumentationen getilgt worden)

21. September 1983 CH: Das Bundesgericht setzt die quantitative Grenze für die Erfüllung des strafverschärfenden Tatbestandes der "zur Gefährdung einer größeren Anzahl Menschen" nötigen Menge Haschisch auf 4 kg fest.

1985 CH: Thomas Kessler publiziert in seinem Buch "Cannabis Helvetica" die Resultate der Anbauversuche von Drogenhanf in der Schweiz und beweist, dass der THC schweizerischen Marihuanas weit über dem von Import-Haschisch liegt. Passionierte Hobbypflanzer sehen sich bestätigt, diejenigen, die für Schweizer Gras bislang nur ein müdes Lächeln übrig hatten, zeigen sich plötzlich sehr interessiert. Der Status (und damit auch der Gassenpreis) einheimischen Grases steigt

USA: Die Milton Wisconsin High School führt obligatorische wöchentliche Urintest für ihre Jugendlichen ein (auf Forderung radikaler Elterngruppen).

Schnell wird ruchbar, dass auch Firmen bei ihren Angestellten nach Drogenkonsum fahnden.

USA: Gemäß NORML liegt Marihuana mit einem geschätzten Jahresumsatz von 18.5 Milliarden Dollar in der Rangliste der profitabelsten einheimischen Nutzpflanzen auf Platz 1 (weit vor Mais)

1988 USA: Das Verwaltungsgericht fordert mit einem rechtskräftigen Urteil die DEA auf, Ärzten die Erlaubnis zum Verschreiben von Marihuana zu erteilen. Die verschleppt erst und DEA weigert sich schließlich.

USA: Die New Yorker Journalistin Peggy Mann ("Das Beste aus Reader's Digest") versucht, die längst widerlegten Anti-Hanf-Geschichten von Nahas, Munch und Anslinger zu reaktivieren und schreibt "Haschisch - die Zerstörung einer Legende". Die gesamte Fachwelt distanziert sich nach dem ersten Lesen von dem Machwerk, reaktionäre Gruppierungen (z.B. VPM) erheben das Buch zu einer Art Drogenbibel.

USA: Hunderte von Schulen, sowie viele Sportvereine und Arbeitgeber führen obligatorische Urintests ein. um sich über allfälligen Cannabiskonsum der Unterstellten zu informieren.

19. Dezember 1988 USA: Die Vereinten Nationen haben wieder einmal ein internationales Vertragswerk zur koordinierten Repression ausgebrütet: Das "Wiener Übereinkommen gegen den unerlaubten Verkehr mit Suchtstoffen und psychotropen Stoffen" wird beschlossen.

1989 CH: Hans-Jakob Peter beklagt in seiner Lehrschrift "Flachs und Hanf", dass der Hanfanbau kaum mehr möglich sei, weil die Felder regelmäßig von Nachtbuben abgeerntet würden. (und das, obwohl die verwendeten Hanfsorten nach offizieller Darstellung keine Rauschwirkung haben sollen)

USA: Der "war on drugs" strebt neue Höhepunkte an Für "Anti-Drogen-Spots" werden Sendezeit und Anzeigeflächen im Wert von einer Milliarde Dollar zur Verfügung gestellt. Die Etats für diese Werbung, sowie großzügige Unterstützung von "Drug-Free America"-Initiativen kommen im Wesentlichen aus den Spendenkassen der Pharmaindustrie, der Apothekerverbände und von Tabak-, Schnaps- und Bierproduzenten. Ganz oben auf der Freizügigkeitsliste stehen Namen wie Anhauser, Bush, Coors, Philip Morris, usw.

Apropos Philip Morris (Marlboro u.a.): der Etat für die hauseigenen Suchtmittel beläuft sich in diesem Jahr auf rund 2 Milliarden Dollar.

30. März 1989 Beginn des Gründungskongresses der Internationalen Liga für die Drogenfreigabe.

                                                      Cannabis in den 1990er Jahren
1990 CH: Im Kanton Graubünden wirft der letzte subventionierte Hanfbauer das Handtuch, da sein Äckerchen regelmäßig geplündert wird.


CH: Die Psychosekte VPM veranstaltet in Zürich einen "internationalen Drogenkongress" und engagiert dafür Gabriel Nahas als "wissenschaftlichen Kronzeugen" für ihre fanatische Drogenideologie.

CH: Der Haschischfachmann Thomas Kessler zieht in "Neue Wege in der Drogenpolitik" Bilanz zur Handhabung der schweizerischen Cannabisgesetzgebung und kommt zum Schluss, dass föderalistische Willkür grassiert. Die 500.000 bis 800.000 helvetischen KifferInnen erleben von massiven Bussen (Fr. 1000.- für 1.5 g.) bis zu stillschweigender Tolerierung so ziemlich alles. Die Willkür spiegelt sich auch in der Statistik wieder: Von den jährlich rund 15'000 wegen BMG-Vergehen verzeigten Personen sind über 80% unter 25 Jahren und 60% haben keinen Beruf; knapp 70 % sind HanfgebraucherInnen. Die Justiz rechnet damit, dass höchstens 1-2% der Konsumierenden strafrechtlich erfasst werden.

Weltweit gibt es bereits über 16'000 wissenschaftliche Untersuchungsberichte zu Cannabis - und täglich kommen neue hinzu.

USA: Das National Institute of Health (NIH) in Washington veröffentlicht eine Studie, aus der hervorgeht, dass eine NIH-Forschergruppe einen Cannabisrezeptor im menschlichen Hirn lokalisiert hat.

Das bedeutet, dass THC, anders als Alkohol, "nach einem genauen 'Modus operandi' in spezifische Hirnfunktionen eingreift", oder anders ausgedrückt, dass eine pharmakologische Verwendung dieser Molekülform im Bauplan der Natur vorgesehen ist (in der Folge konzentrieren sich weltweit viele Forschungsprojekte auf die Entschlüsselung der Funktionsweise "körpereigener Cannabinoide", der sogenannten Anandamine). Roger Pewitt (Universität Aberdeen) fasst die Bedeutung der Entdeckung wie folgt zusammen: "Wir haben es nicht mehr einfach mit der Pharmakologie eines Genussmittels zu tun, sondern mit der Physiologie eines neu entdeckten Systems im Gehirn".

CH: Die traditionelle "Hanfbrächete" in Zäziwil (Emmental) wird dieses Jahr nur noch als "Brächete" angekündigt

USA: Der offensichtlich erfolglose "War on Drugs", den Bush v.a. im Ausland führt, entpuppt sich immer deutlicher als sinnlos. Südamerikanische Drogenbosse witzeln, dass die in den USA selbst angebaute Marihuanamenge die der Importe übersteigen würde. Wirtschaftsstudien stellen denn auch fest, dass Marihuana inzwischen hinter Weizen und Mais den drittgrößten Umsatz hat. Im Sommer setzen die USA zum ersten Mal im eigenen Land Militär gegen Cannabisplantagen ein (allerdings ohne Erfolge).

1991 Die schweizerische Bauernzeitung empfiehlt Hanfanbau aus ökologischen und ökonomischen Gründen.

29. August 1991 CH: Das Bundesgericht setzt neue Maßstäbe in der Cannabis-Gerichtspraxis: der Tatbestand einer "gefährlichen Menge" wird für Cannabis verneint (bis anhin betrug die Limite für einen "schweren Fall" gemäß einem BUG-Urteil von 1983 4 kg).

1992 Eine Übersicht über therapeutische Anwendungsmöglichkeiten von Hanf-Inhaltsstoffen listet v.a. Anwendungen auf, für die sonst keine ebenbürtigen, oder nur mit starken Nebenwirkungen behaftete Medikamente existieren: Asthma, Grüner Star (Glaukom), Übelkeit, Tumore, Epilepsie, Infektionen, Stress, Magersucht, Depressionen, Magersucht, Rheumatismus, Arthritis, Eindämmung von Nebenwirkungen bei Chemotherapien.

US-Präsident Clinton räumt ein, in seiner Studentenzeit auch schon Marihuana geraucht zu haben; er habe den Rauch allerdings nicht inhaliert (die Szene schüttelt sich vor Lachen)

14. Dezember 1992 CH: das Bundesgericht setzt neue Maßstäbe für die Beurteilung von Drogen-Publikationen. Die Pressefreiheit wird über die Strafbarkeit der "Bekanntgabe von Konsummöglichkeiten" gestellt. Sowohl Anleitungen zum Hanfanbau, als auch zum basteln von Rauchgeräten sind nun offiziell erlaubt.

1993 CH: Die Walliser Regierung bewilligt erst ein Hanffeld im Rhonetal, wird aber nach einigen Wochen misstrauisch, da der Bauer schon mit dem BMG in Konflikt gekommen war. Die Polizei räumt das Feld, der Bauer klagt auf Erwerbsausfall.

18. November 1993 D: Der SPD-Parteitag in Wiesbaden fasst sich ein Herz: "Zu einer legalen Abgabe von Cannabisprodukten zum Eigenverbrauch müssen Bedingungen für einen kontrollierten Verkauf geschaffen werden".

1994 In der Schweiz bricht in landwirtschaftlichen Kreisen eine richtiggehende Hanf-Anbau-Euphorie aus:

CH: 17 Bauern pflanzen im Rahmen eines Forschungsprojektes der landwirtschaftlichen Versuchsanstalt Reckenholz insgesamt 10 ha Hanf an. Wieviele ha durch Kiffer bebaut werden, ist nicht bekannt, die Pflanze gehört jedoch seit Jahren zum vertrauten Strassen- und Balkonbild...

In Ziefen (BL) baut der Verein für Heimatpflege zwei kleine Hanffelder an.

17. April 1994 Eine amerikanische Firma mit Sitz in Lausanne ("The swiss hemp trading company") sucht im "Schweizer Bauer" Land für Cannabisanbau.

14. April 1994 D: Polizeiliche Hysterie sorgt auf allen Autobahnen rund um Dortmund für kilometerlange Staus: In der Innenstadt war ein Smoke-In angesagt...

13. September 1994 US-Präsident Bill Clinton unterschreibt zum Entsetzen Millionen kiffender WählerInnen ein Gesetz, das die Strafmasse für den Anbau von Hanfpflanzen festlegt:

•100 bis 999 Hanfpflanzen: mindestens 5 Jahre Zuchthaus

•1.000 bis 60.000 Hanfpflanzen: mindestens 10 Jahre Zuchthaus

•ab 60.000 Hanfpflanzen: zwangsläufig Todesstrafe



1. Oktober 1994 D: Die Erstausgabe des Cannabis-Magazins "HanfBlatt" erfreut die LeserInnen.

22. Oktober 1994 D: Der Bundesdrogenbeauftragte Lintner stellt in der Bild-Zeitung seine Vorstellungen einer Ecstasy- und Haschprävention in der Jugendszene vor: man müsse einfach die Techno-Musik verbieten.

20. November 1994 D: Der rührige Bundesdrogenbeauftragte Eduard Lintner (CSU) steuert einmal mehr unqualifiziertes Geschwafel zur aktuellen Drogendiskussion bei: Er warnt vor Coffeeshops; es sei bewiesen, dass solche Enrichtungen Dealer harter Drogen geradezu anlocken würden.

1995 CH: 130 Bauern pflanzen Hanf an, ohne sich um die Subventionsgrenze von 0.5% THC zu scheren. Einige machen, als es um die Abnahme geht, schlechte Erfahrungen mit der "Swiss Hemp Trading Company", andere machen teilweise recht gute Geschäfte: Alternativ - Shampo - Herstellung, Hanföle und vieles mehr. Die besten Geschäfte machen Bauern, welche ihre Blütenstände in Kissenbezüge einnähen und als Duftkissen verkaufen (vorwiegend nach Deutschland). Außer im Kanton Thurgau bereitet der Anbau kaum nennenswerte Probleme mit Behörden.- im Gegenteil: im Wallis beschützt die Polizei jetzt sogar das Feld des Bauern, das sie vor 2 Jahren noch geräumt hatte.

In Litzisdorf eröffnet ein "Hanf-Lehrpfad;", von wo sich Interessierte gegen Cash ganze Hanfpflanzen in die heimische Stube mitnehmen können.

Die deutsche Presse führt sich auf, als ob Marihuana in der Schweiz legalisiert worden wäre. In der Praxis nimmt aber die Repression auf der Gasse, speziell gegen CannabiskonsumentInnen deutlich zu. So fällt z.B. die Basler Staatsanwältschaft in die 70er zurück und beschlagnahmt in einem Head-Shop sogar Blumenerde und Hanfliteratur.

CH: Immer neue Organisationen, die sich mit Hanf befassen (vornehmlich der "legalen" Anwendung) treten in die Öffentlichkeit.

D: Der Legalisierungsruf wird unüberhörbar. Im Bundestag mehren sich die Anfragen und an den Kiosken hängen plötzlich verschiedene Hanfmagazine aus. Head- und Grow-Shops erreichen eine neue Blüte.

1996 D: Das Betäubungsmittelgesetz wird dergestalt revidiert, dass Hanfanbau zu industriellen Zwecken wieder möglich ist. 571 Bauern reagieren prompt und erhalten die Bewilligung für 1423.47 Hektaren.

D: Außer Papieren und Kosmetika bereichert nun auch ein Hanf-Likör das Sortiment.

D: In mehreren Städten jagen sich die Smoke-Ins

CH: Der großflächige Hanfanbau boomt geradezu.

CH: Die vielfältigen legalen Anwendungsmöglichkeiten sorgen für neue Produkte und für Schlagzeilen:

Im Frühling warnt das BAG vor einer bestimmten Hanföl-Sorte: nach dem Genuss von Salat erlebten mehrere Leute "Wahrnehmungsstörungen" (der Ölhersteller hatte es unterlassen, den anhaftenden Harzstaub vor dem Pressen von den Samen zu waschen).

Anfangs Sommer lanciert eine Wädenswiler Brauerei das erste Hanfbier (mit 5.8% Alkohol) der Schweiz. Der Erfolg ist so groß, dass der Brauer für die Produktion andere Braustätten einbeziehen muss. Der Export nach Deutschland scheitert allerdings am deutschen "Reinheitsgebot" (ein analoges deutsches Produkt kommt im Herbst heraus, darf aber weder als "Bier" angepriesen, noch in den üblichen 33cl Bierflaschen vertrieben werden).

Im Herbst erteilt die EMPA dem Vollwaschmittel "Sativa" seinen Prüfstempel.

An mehreren Orten in der Schweiz entstehen (illegale) Coffee-Shops, in denen Haschisch mehr oder weniger offen über die Theke gehandelt wird.

NL: Aufgund des Drucks aus der EU (vornehmlich Frankreich) sieht sich Holland genötigt, die Coffeeshop-Bestimmungen zu verschärfen. Die "tolerierte Menge" wird von 30 auf 5g Haschisch gesenkt. Im Gegenzug erhalten Coffeeshopbetreiber (endlich) die Bewilligung, ein Lager zu halten (bis 1/2 Kilo).

Frankreich tobt jedoch weiter gegen die Niederlande. Diese limitiert daraufhin die Anbaumenge für Eigenbedarf auf 4 Pflanzen pro Person.

AT: Die Familie Riegler-Nurscher entdeckt die Marktnische rund um den Hanf.

1999 AT: Dronabinol darf in Apotheken abgegeben werden.

                                                                  Cannabis ab 2000
2000 Auch mit dem Einzug des neuen Jahrtausends blieb die Prohibitionspolitik der internationalen Gemeinschaft erhalten


29. Oktober 2007 AT: Die Familie Riegler-Nurscher wird mit ihrer Hanfwelt mit dem zweiten Platz des Agrar.Projekt.Preises gekürt.

März 2008 Die UNO-Drogenkonferenz traf sich um die Ergebnisse der 1998 beschlossenen 10-Jahres-Strategie zur Eliminierung sämtlicher Drogen zu beraten. In der Tat sind jedoch statt einer Einschränkung, Angebot und Nachfrage und damit auch der Handel aller klassischen Drogen gestiegen, sowie eine Unzahl neuer Drogen seit dieser Zeit auf den Markt gekommen.

Die Einstiegsdrogen der neuen Generation sind neben Alkohol und Nikotin nun auch Medikamente und Drogenersatz- also Substitutionsmittel.

2008 CH. Der über die Grenzen bekannte Hanfaktivist Andre Fürst muss seine Hanfstrafe antreten.

UN/NL: Frederik Pollak, Psychiater und ENCOD-Mitglied strebt unter dem Motto "Dare to Act" eine offene Diskussion mit Antonio Maria Costa, dem Exekutivdirektor des UNO-Büros für Drogenkontrolle an. Seine Meinung:, dass die Drogenprohibition keinen Einfluss darauf hat, wie viel Drogen konsumiert werden, wird seitens der UNO jedoch nicht geteilt.

AT: Das seit Jahren in Insiderkreisen bekannte, als Räuchermischung im Handel erhältliche Ersatzdroge Spice wird nach einem regelrechten Boom in den Sommermonaten 2008 und nach dem Bekanntwerden, dass sich darin ein synthetisches Cannabinoid befindet, das (noch) nicht nachgewiesen werden kann, durch eine (Schnell-)Verordnung verboten.

2009 Spice wird auch in Deutschland verboten.

Der Präsident der Menschenrechtsorganisation für die Menschen des Rif (Nord Marokko) Chakib Alkhayari wird in Marokko verhaftet.

Die erneute Sitzung der UNO-Drogenkonferenz zur Beratung der im Vorjahr abgelaufenen 10-Jahres-Strategie ergab keine neuen Erkenntnisse, ausser, dass die 10-Jahres-Strategie erneut versucht wird und bis 2019 eine drogenfreie Welt geschaffen werden soll.

AT: Die im Sport vermehrt auftretenden Dopingfälle beleben die Diskussion über eine "gedopte" Gesellschaft, in der selbst Manager und Politiker ohne "Hilfsmittel" dem täglichen Leistungsdruck nicht Stand halten können.

Mai 2009 Im Rahmen des "Worldwide Marijuana March" findet in Wien der erste österreichische Hanfwandertag statt.

19 Oct 2009 Die USA legalisieren die medizinische Anwendung von Cannabis!
Über die vergangenen Jahre hatte sich immer deutlicher gezeigt, dass Cannabis bei einigen Krankheiten hilft. So lindert es in manchen Fällen chronische Schmerzen, ebenfalls nachgewiesen ist die appetitanregende Funktion. In den USA ist daher in mittlerweile 14 Bundesstaaten Patienten die Anwendung von Marihuana oder Haschisch erlaubt, es soll an die 300.000 autorisierte Cannabis-Nutzer geben. Aber die Regierung unter George W. Bush wehrte sich strikt gegen die Zulassung von Hanfprodukten als Medizin. Mehr noch, sie bekämpfte die Anstrengungen einzelner Bundesstaaten, Cannabis für Schwerkranke zugänglich zu halten. So war auf regionaler Ebene legal, was auf Bundesebene illegal war.




Ab sofort wird keine Strafverfolgung nach Bundesrecht mehr geben, sofern der Gebrauch medizinisch begründet ist. Dies gab das Justizministerium in Washington am Montag bekannt. Das sorgt zwar für Begeisterung in der Hanf-Lobby, dürfte aber über kurz oder lang zu neuen Problemen führen. Denn die Verschreibungen sind in einigen Bundesstaaten schon heute aus dem Ruder gelaufen, Herkunft und Vertrieb des heilkräftigen Krauts bewegen sich nach wie vor in einer Grauzone. Nun sind neue Lösungen gefragt.



Bislang organisieren sogenannte Cannabis-Clubs oder "dispensaries" die Abgabe an die Patienten. In einigen erhält man nur Cannabis, wenn man ein ordentliches Clubmitglied ist. Bei anderen reicht es aus, wenn man am Eingang seine Rezept vom Arzt vorzeigt. In beiden Fällen offenbart sich dann eine breite Auswahl an Therapeutika. Verschiedenen Sorten, meist grob nach Sativa und Indica und ihres Wirkungsgrades getrennt, Öle, Butter und Kekse sind in unterschiedlichen Mengeneinheiten zu kaufen. Ein typischer Beutel mit einer 1/8 Ounce (3,5 Gramm) kostet 50 Dollar. In einigen Clubs zahlen arme Kranke nichts für ihr Gras, die anderen Klienten tragen dieses Modell. Sogar Haschisch gibt es auf Rezept.



Die Hochburg dieser Entwicklung ist Kalifornien. Alleine hier sind über 15.000 Patienten registriert, deren Genehmigungen für Rauschhanfmedikation gelten ein Jahr lang. San Francisco hat seinen "Medical Cannabis Act" bereits 2005 erlassen, damit wurde ein Entwicklung angestoßen, von der selbst die Cannabis-Befürworter nicht immer genau wissen, ob sie gut verläuft: Innerhalb kurzer Zeit entstanden fast 100 Clubs, manche von Aktivisten der ersten Stunde, manche aus reinen Profitgründen gegründet. Nicht immer war klar, wer unter welchen Umständen Cannabis erhielt. Auch darum wurde der Druck aus Washington größer. Seit Sommer 2007 müssen sich die Clubs nun einer strengen Sicherheitsüberprüfung stellen, die Bürokratiemühle kam in Gang. Gesundheitsamt, Arbeitsschutz, Feuerwehr: jeder brachte seine Richtlinien ein. 6.600 Dollar Anmeldegebühr sind seither pro Club fällig. Abseits der Cannabis-Clubs haben sich Lieferservices und Head-Shops mit Hinterzimmer etabliert, die Autoren Patrick McCartney and Martin A. Lee ("Acid Dreams") sprechen gar von 400 Stück, 200 davon alleine in der Region in und um Los Angeles. Gras aus Mittel- und Südamerika wird in diesen modernen Apotheken kaum noch verkauft, die örtlichen Grower in Orange County und dem Rest der USA liefern seit Jahren gute Qualität. Man spricht in Anlehnung an goldene Zeiten bereits vom "großen kalifornischen Grasrausch".



Gleichwohl war die Zahl der Anklagen gegen Cannabis-Patienten in den letzten Jahren enorm angestiegen, immer wieder schlossen die Behörden auch sauber arbeitende Clubs. Ärzte wurden verdächtigt, ohne vernünftige Diagnose Rezepte auszustellen. Journalisten probten die Praxis und erhalten tatsächlich ohne Probleme eine Verschreibung. Besonders verschreibungswillige Mediziner werden auf Listen im Internet geführt. Apple führt in seinem Online-Store eine iPhone-Applikation, die den Weg zur nächsten Hanf-Abgabestelle aufzeigt.



Das nun die Obama-Administration grünes Licht für den Medizinalhanf gibt, dürfte die Verschreibungen noch einmal in die Höhe schnellen lassen. In den Zeiten der Wirtschaftskrise werden seit kurzem sogar Steuereinnahmen durch die Cannabis-Industrie diskutiert.



Die einzelnen Bundesstaaten haben unterschiedlich weitreichende Verordnungen erlassen. Oft ist nur ungenau geregelt, welcher Patient wieviel Cannabis sein Eigen nennen darf. Beispiel Rhode Island: Hier darf ein Patient zwölf Pflanzen und rund 70 Gramm Gras besitzen. Beispiel Oregon: Dort darf man bis zu sechs reife Pflanzen und 18 Setzlinge beherbergen, zudem knapp 700 Gramm Cannabiskraut für den persönlichen Gebrauch horten. In Oregon ist der Erhalt von Cannabis kein Einzelfall mehr: Das medizinische Programm umfasst dort über 15.000 Patienten. Die Indikationen sind von Bundesstaat zu Bundesstaat ebenfalls unterschiedlich. Meist umfassten sie AIDS, Krebs und Multiple Sklerose, nicht immer Glaukom, Epilepsie und chronische Schmerzen.



Es ist ein buntes Treiben: Die Legalisierungs- und Entkriminalisierungs-Bewegung hat auf das Pferd mit Namen "Cannabis als Medizin" aufgesattelt, die leeren Kassen lassen selbst den Gouverneur von Kalifornien die Besteuerung des Hanfs überdenken und die pharmazeutische Industrie sucht eifrig nach Wirkstoffen, die an den Cannabinoid-Rezeptoren im Körper ansetzen. Der euphorisierende Effekt von natürlichen Cannabisprodukten wird dabei als unerwünschte Nebenwirkung beschrieben. Mit viel Aufwand versucht man heute in den Labors, die psychoaktive Wirkung der Cannabinoide zu eliminieren und ein Reinprodukt zu erhalten, dass zielgenau nur bestimmte Bereiche des menschlichen Organismus beeinflusst. Die Geschichte der Medikamente zeigt aber nur zu deutlich, dass solche Bemühungen meist nur mit neuen Nebenwirkungen erkauft werden. Aber das Marketing der Pharma-Firmen wird dieses Phänomen weiterhin zu kaschieren wissen. Die Verfechter einer naturnahen, medizinischen Anwendung des Hanfs werden unter diesen Bedingungen auch weiterhin als "Kifferfreunde" abgestempelt werden.








            


1 Kommentar:

  1. OMG!!! Meine besten Momente: Ich bin so stolz und glücklich, hier draußen zu sein und Ihre Arbeit mit Freiheit zu teilen. Ich kann einfach nicht glauben, dass meine Mutter mit Hilfe von Rick Simpson Cannabisöl wirklich von Hirntumor geheilt wurde. Bitte kontaktieren Sie ihn unter seiner E-Mail-Adresse : für Hilfe, er ist ein gutes Liebesheilmittel für jede Art von Krebs. Vertrauenswürdig und zuverlässig. über seine E-Mail. ricksimpsoncares101@gmail.com.

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