Sonntag, 25. Oktober 2009

Cannabis Anwendungsbereiche

Anwendungsbereiche

Bei Appetitlosigkeit und Abmagerung,Aids-Patienten verlieren wegen Appetitlosigkeit und Unwohlsein oft in kurzer Zeit stark an Gewicht. Patienten berichten, daß sie nach Cannabiseinnahme zum ersten mal wieder richtig Appetit verspüren. Ein appetitanregender Effekt bei Aids und Krebs wird bereits bei Tagesdosen von 5 mg THC beobachtet. Die Dosierung kann bei Bedarf bis auf täglich 20 Milligramm gesteigert werden. In einer Studie mit Magersüchtigen brachte THC keinen Erfolg. Jüngst wurde über eine positive Beeinflussung des Gewichts bei Patienten mit Morbus Alzheimer, die die Nahrungsaufnahme verweigerten, berichtet (Volicer 1997). Überraschenderweise nahm unter THC im Vergleich zum Plazebo auch das verwirrte Verhalten ab.

Schmerzen

Cannabinoide spielen in der Palliativmedizin eine wichtige Rolle
Die Republik Österreich ist einer der ganz wenigen Staaten, die eine eigene Hanfplantage betreiben. Möglich wurde das dank eines Beschlusses, der in den letzten Tagen der vorigen Bundesregierung 2008 beschlossen wurde. "Wir bauen Cannabis für medizinische und wissenschaftliche Zwecke in streng gesicherten Glashäusern an", sagt Roland Achatz von der Unternehmenskommunikation der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages), die diese Einrichtung betreut. Zweck der Unternehmung: Die Herstellung von Cannabinoiden, konkret von Dronabinol, das als Schmerzmittel für Menschen in der Endphase ihrer Krankheit eingesetzt wird.
Schmerzarmes Sterben
Cannabinoide sind deshalb auch ein wichtiges Thema beim Europäischen Kongress für Palliativmedizin, der seit gestern im Austria Center in Wien stattfindet. "Cannabinoide sind nicht ident mit Cannabis", wird Hans-Georg Kress, Kongresspräsident und Leiter der Abteilung für spezielle Anästhesie und Schmerztherapie am AKH in Wien, nicht müde zu wiederholen. Cannabinoide, so Kress, seien eine Reinsubstanz der Hanfpflanze und werden als Kapseln oder Tropfen verabreicht, und zwar immer dann, wenn es um die Linderung von sehr starken Schmerzen geht.
"Die meisten Menschen haben bei der Konfrontation mit dem eigenen Tod in erster Linie Angst vor Schmerzen und wünschen sich von uns Ärzten Hilfe", berichtet Kress.
Das Arsenal der Palliativmedizin ist breit gefächert: Neben einer Reihe von Subs-tanzen kommen in der letzten Lebensphase vor allem Opioide zum Einsatz. Cannabinoide werden bei starken neuropathischen Schmerzen verschrieben, etwa dann, wenn stark wachsende Tumoren Nervenbahnen befallen oder Menschen unter entzündlichen oder spastischen Schmerzen wie bei multipler Sklerose zu leiden haben.
Zudem wirken Cannabinoide anti-emetisch, also gegen Übelkeit und Erbrechen, und sind deshalb für Patienten in Chemotherapie eine Entlastung. "Vor allem steigern sie sogar meist auch den Appetit und bringen damit ein Stück Lebensqualität in den Alltag zurück", betont Kress. Einen dritte wichtige Wirkung haben Cannabinoide auch noch: Sie verstärken die Wirkung von Opioiden.
"Dass gerauchtes Cannabis wirksamer wäre als die Medikamente, ist ein Gerücht, das einfach nicht stimmt, sich aber sehr hartnäckig hält", erklärt Schmerzmediziner Kress. Vor allem, so betont er, lässt sich - einmal ganz abgesehen vom ungesunden Rauchen - auch die Dosis beim Inhalieren kaum bestimmen; gerade das sei aber für Schmerzpatienten ein zentrales Kriterium.
Als Medikament
Mit der von der Ages betriebenen Plantage will man die Herstellung von Dronabinol (auch als THC bezeichnet) als Medikament kosteneffizienter machen. Der deutsche Arzneimittelhersteller Bionorica hat zwar ein Fertigarzneimittel im Zulassungsverfahren, bis zur Bewilligung werden die Tropfen und Kapseln in den Apotheken händisch hergestellt.
Cannabinoide sind in Österreich mit einer Genehmigung vom Chefarzt verschreibungspflichtig. Sie fallen unter das Sucht-mittelgesetz. Suchtentwicklung spiele in der Palliativmedizin aber eine sehr untergeordnete bis keine Rolle, so Kress.

Übelkeit und Erbrechen

Cannabis ist ein Anti-Emetikum (Mittel gegen Übelkeit und Erbrechen). THC, der Hauptwirkstoff von Cannabis, ist in den USA bereits 1985 als Anti-Emetikum von der Food and Drug Administration (FDA) zugelassen worden.
Sicher ist THC heute nicht das einzige oder das generell wirksamste Anti-Emetikum, aber es hilft in Einzelfällen auch dann noch wenn andere Anti-Emetika versagt haben, oder wo die Nebenwirkungen anderer Anti-Emetika nicht tolerierbar sind.
Cannabisprodukte haben in der Behandlung der Nebenwirkungen der Krebschemotherapie erheblich an Bedeutung verloren. Sie werden jedoch in der Selbsttherapie gern bei anderen Ursachen von Übelkeit eingesetzt, vor allem bei AIDS und Hepatitis C.

Glaukom

Örtliche Anwendung von THC vermindert den Augeninnendruck bei gesunden Personen und bei Glaukompatienten ohne Nebenwirkungen auf Blutdruck und Stimmung. Der Wirkungsmechanismus ist nicht bekannt. Die Wirkung hält 4 bis 6 Stunden an.

Spastik

In einigen kleinen Studien wurde eine gute Beeinflussung der Spastik im Rahmen der Multiplen Sklerose oder Querschnittserkrankungen durch THC und Marihuana beobachtet. Die Ansprechbarkeit ist individuell sehr variabel. Weitere günstig beeinflußte Symptome umfaßten Schmerzzustände, Missempfindungen, Zittern und Koordinationsstörungen der Muskulatur. In Umfragen wurde wiederholt auch von einer verbesserten Kontrolle der Blasen- und Mastdarmfunktion berichtet. Die Dosierungen bewegen sich in einer Größenordnung von täglich 5 bis 30 mg THC.

Epilepsie

Nach Erfahrungsberichten ist Cannabis für einige Patienten mit generalisierter Epilepsie ein Mittel, um eine sonst nicht kontrollierbare Anfallserkrankung zu kontrollieren. Cannabis zeigt jedoch gelegentlich auch anfallsauslösende Effekte. Hier müsste von Fall zu Fall beurteilt werden.

Asthma

Cannabis hat eine stark bronchienerweiternde Wirkung. Die Wirkungen einer Marihuanazigarette bzw. von 15 mg oralem THC entsprechen hinsichtlich der bronchienerweiternden Wirkung etwa den klinischen Dosen bekannter Asthmamittel wie Salbutamol. Nach der Inhalation hält die Wirkung etwa zwei Stunden an. Anstatt Cannabis zu rauchen würde sich speziell bei diesem Anwendungsgebiet ein Verdampfen und Inhalieren mit eine Vaporizer empfehlen.

Bewegungsstörungen

Es liegen positive Erfahrungen über eine Behandlung mit Cannabis beim Tourette-Syndrom und bei einigen anderen Bewegungsstörungen vor (dystonische Störungen wie spastischer Schiefhals und tardive Dyskinesien). Die meisten Patienten erleben nur eine geringe Besserung, einige jedoch bemerkenswert gute bis zur völligen Symptomkontrolle

Depression

Wiederholt wurde eine stimmungsaufhellende Wirkung von THC bzw. Cannabis bei reaktiver Depression im Rahmen schwerer Erkrankungen beobachtet. Nach Patientenberichten wird Hanf in der modernen Volksmedizin, oft mit Duldung der behandelnden Ärzte, auch bei endogenen Depressionen eingesetzt.

Entzugssymptome

Nach historischen Berichten und einigen Fallberichten ist Cannabis ein gutes Mittel zur Bekämpfung der Entzugssymptomatik bei Benzodiazepin-, Opiat- und Alkoholabhängigkeit. Es wird daher auch gern als Ausstiegsdroge bezeichnet.

Neurodermitis

Besondere Aufmerksamkeit als Therapeutikum verdient ein weiterer Inhaltsstoff. Hanf gehört zu den ganz wenigen Ölpflanzen, deren Samen Gamma-Linolensäure (GLA) enthalten (2 - 4%). Ein Mangel an Gamma-Linolensäure, die beim gesunden Menschen im Körper aus Linolsäure gebildet wird, kann zu schweren Stoffwechselerkrankungen führen. Wird in solchen Fällen Gamma-Linolensäure eingenommen, können verschiedene Krankheitszustände positiv beeinflusst werden. Hierzu zählen die Neurodermitis, das prämenstruelle Syndrom, die rheumatoide Arthritis und die diabetische neuropathie - um nur die wichtigsten Anwendungsgebiete zu nennen. Es wurden in der Vergangenheit mehrere Untersuchungen zu Neurodermitis an Säuglingen und Kleinkindern durchgeführt. Dabei wurde festgestellt, dass Gamma-Linolensäure eine sichere und effiziente zusätzliche Therapie für Säuglinge und Kleinkinder ist. Die erfolgreiche Behandlung von Neurodermitis atopica mit GLA wird darauf zurückgeführt, dass durch die Einnahme von GLA Mangelzustände an essentiellen Fettsäuren ausgeglichen werden, wie sie bei den meisten NeurodermitispatientInnen ausgemacht werden können.

Morbus Crohn

Beim Morbus Crohn handelt es sich um eine chronische Entzündung des Darmes deren Ursache auch heute noch weitgehend ungeklärt ist. Die Entzündungen lokalisieren sich vorwiegend im Dünn- und Dickdarm und betreffen alle Darmwandschichten. Bei 20-40% der Fälle kommt es durch die chronischen Entzündungen zu Fistelbildungen. Dabei handelt es sich um Kanäle die von der Darmwand aus in andere Organe oder durch die Bauchdecke nach außen führen. Morbus Crohn ist nicht heilbar.

Nebenwirkungen

Cannabis ist im allgemeinen gut verträglich und zeigt in therapeutischer Dosierung keine körperlichen Langzeitnebenwirkungen. Akute unerwünschte Wirkungen sind Herzfrequenzbeschleunigung, Blutdruckabfall, Mundtrockenheit und Bindehautreizung. Einige Personen reagieren auch mit Übelkeit und Erbrechen (v.a. bei extrem hohen Dosierungen). Der Rauch, der Teer und damit Benzpyren enthält, schädigt die Schleimhäute des Respirationstraktes. Die Schädigung der Atemwege durch eine Marihuanazigarette entspricht etwa der durch zwei bis drei Tabakzigaretten, so daß sich auch bei starkem Marihuanakonsum eine deutlich geringere Schädigung ergibt als bei einem mäßigen Tabakkonsum, da bei medizinischem Gebrauch eine deutlich geringere Anzahl Marihuanazigaretten geraucht wird. WICHTIG: Cannabis kann auch oral oder durch Verdampfen und Inhalieren aufgenommen werden, dann tritt überhaupt keine Schädigung der Atemwege auf!
Der wichtigste Nachteil von THC bzw. Cannabisextrakten ist das Auftreten akuter psychischer Nebenwirkungen, die von einem Teil der Patienten nicht toleriert werden. Viele Patienten genießen den Rausch jedoch auch. Das Reaktionsvermögen und die Fähigkeit zum Bedienen von Kraftfahrzeugen wird (während der akuten Wirkung) eingeschränkt.
Viele der erwünschten Wirkungen treten allerdings bereits bei Dosierungen unterhalb der psychotropen Schwelle auf, so daß die psychischen Nebenwirkungen in diesem Fall keine große Rolle spielen!
Folgende Personengruppen sollten vorsichtig sein und nur geringe Mengen oder gar kein Cannabis konsumieren:
Schwangere: Es gibt bisher keine hinreichenden Hinweise darauf, daß Cannabis zu Entwicklungsstörungen beim Embryo oder Fetus führt. Schwangere sollten jedoch grundsätzlich unnötige Medikamente und Drogen meiden. Liegt allerdings eine Indikation vor, wie etwa Schwangerschaftserbrechen, stellt Cannabis sicherlich ein vergleichsweise gefahrloses Präparat dar.
Stillende Mütter: Etwa 10 bis 20% der Blut-THC-Konzentration findet sich in der Muttermilch.
Kinder vor der Pubertät: Insbesondere vor der Pubertät kann das komplexe hormonelle Zusammenspiel insbesondere durch Beeinflussung der Hormonsekretion der Hirnanhangdrüse reversibel gestört werden. Der Eintritt der Pubertät kann eventuell bei regelmäßigem starken Konsum verzögert werden. Dies wurde allerdings bisher nur in einem Fall - bei starkem Marihuanakonsum eines männlichen Jugendlichen - konkret nachgewiesen.
Herzkranke: Cannabis führt zu einer Zunahme der Herzfrequenz und eventuell zu einem Abfall des Blutdrucks. Einzelbeobachtungen deuten darauf hin, daß Cannabis bei Herzkranken wegen des blutgefäßerweiternden Effektes auch günstig wirken kann. Überdosierungen sind zu vermeiden. Für den gefäßerweiternden und auch den herzfrequenzbeschleunigenden Effekt besteht eine Toleranzentwicklung.
Patienten mit Psychosen: Bei latenter Psychose kann die Krankheit ausbrechen. Bei bekannter Erkrankung kann ein psychotischer Schub ausgelöst werden. Viele Psychotiker vertragen Cannabis jedoch problemlos und reagieren nur auf starke Halluzinogene wie LSD oder stimulierende Substanzen wie Kokain.
Die wichtigsten Nebenwirkungen medizinischen Cannabisgebrauchs sind heute auf die rechtliche Situation, die Illegalität des Cannabiskonsums zurückzuführen. Sie beziehen sich nicht nur auf die mit der Kriminalisierung verbundene Stigmatisierung des Konsumenten, sondern auch
auf die Reinheit des am illegalen Markt erworbenen Produkts,
auf die Dosierbarkeit des medizinisch gewünschten Effektes,
auf die Entwicklung geeigneter Applikationsformen,
auf die vertiefende Erforschung der Wirkungen. Marihuana bzw. Haschisch, das am illegalen Markt gekauft wird, weist unterschiedliche THC-Konzentrationen auf. So ist es für den Verbraucher bzw. die Verbraucherin oft schwer, die Menge der aufgenommenen Droge zu steuern (siehe: Dosierung). Nicht selten wird so ungewollt eine Dosis aufgenommen, die zu psychischen Effekten führt, während der Patient bzw. die Patientin möglicherweise nur den muskelrelaxierenden Effekt wünschte, der bereits unterhalb der zu psychischen Nebenwirkungen führenden Dosierung spürbar ist.
Bei einer Legalisierung des Konsums für Patientinnen und Patienten wäre es zudem leichter möglich, verbesserte und der Erkrankung angemessene Darreichungsformen zu entwickeln. Cannabinoide in Aerosolform zur Behandlung des Asthma, Cannabinoide in Form von Augentropfen zur Glaukombehandlung, THC als Arzneizäpfchen und als intravenöse Applikation wurden bereits vereinzelt wissenschaftlich erprobt.
1989 entdeckten Forscher, daß Delta-9-THC die experimentelle Autoimmunenzephalitis, ein Tiermodell der Multiplen Sklerose, unterdrücken bzw. die Schwere der neurologischen Defizite mindern kann. 1994 wurde der Versuch mit Delta-8-THC erfolgreich wiederholt. Befunde über die Wirksamkeit von lokal applizierten Cannabinoiden bei Glaukom widersprechen sich. Über viele Aspekte, etwa Wechselwirkungseffekte mit anderen Medikamenten, wissen wir erst wenig. Für verschiedene potentielle Indikationen liegen nur anekdotische Berichte oder Einzelfalldarstellungen vor. Nicht nur Cannabinoidrezeptoren und Anandamide, auch therapeutische Anwendungsmöglichkeiten bieten ein breites Feld an lohnender Forschungsarbeit, die durch eine Legalisierung medizinischen Gebrauchs erleichtert werden könnte, da aufwendige Genehmigungsverfahren entfielen.

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